Wichtig ist dies unter anderem für Menschen, bei denen die Erzeugung von Proteinen bei Impfung mit mRNA-Vakzinen gestört ist und bei denen diese Impfungen daher nur bedingt wirken. Der Hauptgrund jedoch: Sollen Impfungen gegen Krebs eines Tages die Regel sein, müssen verschiedene wirksame Strategien erforscht werden, um spezifische Immunzellen mit wesentlichen Schlüsselinformationen zu versorgen.
Antigen plus Immunaktivator – gekoppelt an Nanoteilchen
Die neuartige Impfstoffklasse besteht aus zwei Komponenten: Zum einen aus dem Antigen, das spezifisch für die Tumorzelle ist und vom Immunsystem quasi als Feind erkannt werden soll, zum anderen aus dem Immunaktivator.
Als Immunaktivator nutzen die Forscher das Derivat eines chemischen Moleküls, das im indischen Coronaimpfstoff Covaxin bereits erfolgreich eingesetzt wird. Für sich genommen ist dieses Molekül zu aktiv und potent und würde heftige Entzündungsreaktionen im ganzen Körper hervorrufen. Aus diesem Grund bindet das Forscherteam es an einen Träger an – genauer gesagt an Polymer-basierte Nanoteilchen, die eine gelartige Konsistenz haben, biologisch abbaubar sind und die Wirkung des Immunaktivators lokal begrenzen. Diese nanoskaligen Materialien mit Durchmessern unter 100 Nanometer haben etwa die Grösse von Viren – die Zellen des Immunsystems erkennen sie daher sehr gut. Die Nanopartikel eröffnen so einen direkten Weg in das Immunsystem. Und: «Über die Anbindung an Nanopolymere konnten wir die Immunreaktion auf das gewünschte Mass drosseln», erläutert Prof. Dr. Lutz Nuhn, Professor für Makromolekulare Chemie an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg.
Impfstoff bekämpft gezielt Tumorzellen
Für die Entwicklung der neuen Impfstoffklassen nutzen die Forschenden zunächst ein Modellantigen: Sie haben verschiedene Tumore generiert, die dieses Modellantigen tragen – entweder auf der Oberfläche oder im Inneren. Erste Studien sind vielversprechend: Die T-Zellen, die durch den Impfstoff aktiviert werden, töten nur Tumorzellen ab, die das Antigen auf ihrer Oberfläche oder sogar im Inneren tragen. Gesundes Gewebe dagegen wird nicht beeinflusst. «Der Polymer-basierte Nanoträger ist ein hilfreicher Werkzeugkasten, um antigenspezifische Impfungen weiter zu bewerten und weitere impfstoffbasierte therapeutische Konzepte gegen Krebs zu entwickeln», ist Nuhn überzeugt.
Bis solche Impfstoffe Patienten von einem Tumor befreien können, sind allerdings noch etliche Jahre weitere Forschung vonnöten. Auch werden sich nicht alle Krebsarten durch eine Impfung bekämpfen lassen.PS