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CED: Wie die Darmflora die Psyche beeinflusst

Wissenschaftler der Universität Heidelberg haben sich in einer Studie auf die Suche nach den Ursachen für Fatigue und Depression im Zusammenhang mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) begeben.

Universität Heidelberg23.10.20222"
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa begleiten Betroffene ein Leben lang mit typischen Beschwerden wie Bauchschmerzen und Durchfällen. Hinzu kommen häufig Symptome ausserhalb des Verdauungsbereichs, die das Allgemeinbefinden und die Psyche beeinflussen, wie Fatigue oder Depressionen.

Mikrobiom und Darm-Hirn-Achse
Die Wissenschaft geht davon aus, dass das Mikrobiom über die Darm-Hirn-Achse an der Entstehung dieser Symptome beteiligt ist. Die genauen Zusammenhänge innerhalb dieses sehr komplexen Konstrukts sind jedoch bisher nicht ausreichend verstanden.

Forscher der II. Medizinischen Klinik der UMM und des EMBL sind dieser Frage nachgegangen. Sie untersuchten dazu Stuhlproben von CED-Patienten in der aktiven Erkrankungsphase auf die Zusammensetzung des Mikrobioms und der Stoffwechselaktivitäten der nachgewiesenen Bakteriengattungen hin und brachten die Ergebnisse mit den Symptomen in Verbindung, von denen die Patienten berichteten.

Stoffwechselprodukte bestimmter Bakteriengattungen
Dabei stellten sie fest, dass nicht die bakterielle Vielfalt, sondern spezifische Veränderungen des Mikrobioms – bestimmte Bakteriengattungen und ihre Stoffwechselaktivitäten – in Zusammenhang mit Erschöpfung und Depressionen zu bringen sind: Die Symptome treten offenbar dann eher auf, wenn aufgrund der chronisch-entzündlichen Erkrankung Bakteriengattungen unterrepräsentiert sind, die zur Bildung von kurzkettigen Fettsäuren (SCFA) fähig sind. Diese Stoffwechselprodukte wurden bereits häufiger mit CED und auch mit psychischen Erkrankungen in Verbindung gebracht, ihre Bedeutung für psychische Symptome bei CED war jedoch bisher nicht bekannt.

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Die Netzwerkanalyse zeigt Dreiecksverbindungen zwischen Symptomen, Bakterien und bakteriellen Stoffwechselwegen bei Patienten mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung.

Kein Zusammenhang zwischen psychischen Symptomen und CRP
Keinen Zusammenhang konnten die Wissenschaftler zwischen den genannten Symptomen und dem C-reaktiven Protein (CRP) feststellen. Das Ausmass der entzündlichen Aktivität im Darm und im restlichen Körper scheint also im Vergleich zu den spezifischeren Mikrobiomveränderungen eine eher untergeordnete Rolle zu spielen.

In interventionellen Studien muss nun überprüft werden, ob es tatsächlich einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Mikrobiom und den geschilderten Beschwerden gibt. «Wenn sich unsere Beobachtungen bestätigen, besteht die Hoffnung, dass es in der Zukunft möglich sein wird, die Symptome Fatigue und Depression bei den betroffenen CED-Patienten durch eine Beeinflussung des Mikrobioms zumindest lindern zu können», sagt die Initiatorin der Studie, Dr. Anne Thomann von der II. Medizinischen Klinik der UMM. «Bis wir aber über eine gezielte Behandlung des Mikrobioms zuverlässig solche Symptome behandeln können, ist es noch ein weiter Weg.»PS

  • Zur Originalpublikation
Thomann AK et al.: Depression and fatigue in active IBD from a microbiome perspective – a Bayesian approach to faecal metagenomics. BMC Med 20, 366 (2022). DOI: https://doi.org/10.1186/s12916-022-02550-7

Quelle: Universität Heidelberg/Pressemitteilung, 17.10.2022

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