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Deutsche nationale Versorgungsleitlinie Hypertonie – Version 1

Kürzlich wurde die deutsche nationale Versorgungsleitlinie (NVL) Hypertonie – Version 1.0 veröffentlicht. Hier liegen nach einem etwa dreijährigen Bearbeitungsprozess Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie von Menschen mit (Verdacht auf) arterielle(r) Hypertonie vor. Damit wird der aktuelle Wissensstand für alle an der Versorgung Beteiligten zusammengefasst.

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Die multidisziplinäre Leitliniengruppe (Autoren aus 21 Fachgesellschaften und Organisationen sowie externe Experten) prüfte neue Erkenntnisse aus Forschung und Versorgung und führte diese evidenzbasiert in versorgungsrelevanten Algorithmen zusammen.

Eins der Leitlinienziele ist die Stärkung der patientenzentrierten Versorgung durch verbesserte Kommunikation zwischen Behandlern und Patienten, gemeinsame Vereinbarung von individuellen Therapiezielen sowie die Förderung der Therapieadhärenz.

Zu den weiteren Zielen gehören die Verbesserung der Implementierung der nichtmedikamentösen Therapie als Basis der Langzeitversorgung sowie die Förderung der Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Professionen und Sektoren.

Wichtige Kernaussagen der NVL Hypertonie

Diagnostik absichern
  • Ein auffälliger Blutdruckwert in der Praxis soll durch wiederholte Messung abgesichert werden. Zur Bestätigung der Diagnose wird bevorzugt die 24h-Langzeitblutdruckmessung empfohlen.

Individuelle Blutdruckziele vereinbaren
  • Bei Menschen mit Hypertonie sollen individuelle Therapieziele für den Blutdruck vereinbart werden. Als ideal sieht die Leitliniengruppe einen Blutdruck-Zielwert von < 140/90 mmHg.
  • Abhängig vom körperlichen Zustand, Begleiterkrankungen, kardiovaskulären Risikofaktoren, Belastungen durch die Therapie oder Polypharmazie können auch etwas höhere oder niedrigere Werte angemessen sein.

Enges Monitoring bei Therapieeinstellung oder -anpassung
  • 4 bis 6 Wochen nach einer Therapieänderung soll der Therapieerfolg kontrolliert werden. Liegen keine relevanten Begleiterkrankungen vor, werden anschliessend jährliche Kontrollen empfohlen.

Wahl der Medikamente abhängig von Komorbidität
  • Mittel der ersten Wahl sind ACE-Hemmer, Sartane, Kalziumkanalblocker sowie Thiazide oder thiazidartige Diuretika. Andere Wirkstoffe wie Betablocker kommen zum Einsatz, wenn sie wegen Komorbidität ohnehin indiziert sind, zum Beispiel bei Herzinsuffizienz.
  • Wer mehrere Wirkstoffe einnimmt, sollte diese bevorzugt als Fixkombination erhalten.

Hypertensive Entgleisung in der Praxis behandeln
  • Personen mit einer hypertensiven Entgleisung (> 180/110 mmHg ohne akute Begleitsymptome) sollten in der Praxis zunächst nach 30 Minuten in Ruhe eine Kontrollmessung erhalten.
  • Bei Persistenz sollte der Blutdruck mit Medikamenten moderat gesenkt werden, wobei kurzwirksame/sublinguale Wirkstoffe vermieden werden sollten.

Bei Hinweisen auf Notfall: sofortige Krankenhauseinweisung
  • Bei akutem starkem Blutdruckanstieg und Begleitsymptomen (z. B. Ruhedyspnoe, V.a. Schlaganfall, ACS, Aortendissektion, Lungenödem, neue oder rasch progrediente Nierenkrankheit, akute schwere Blutung) sollen Betroffene umgehend eingewiesen werden.

Zentrale Säule der Behandlung: Nichtmedikamentöse Therapie
  • Anpassungen des Lebensstils unterstützen die medikamentöse Therapie und können dazu beitragen, die Anzahl und Dosis der Medikamente gering zu halten. Dazu gehören:
    • Salzreduktion: Weniger als 6g Kochsalz pro Tag tragen zur Blutdrucksenkung bei und können möglicherweise kardiovaskuläre Ereignisse reduzieren.
    • Körperliche Aktivität: Bei Hypertonie soll eine regelmässige körperliche Aktivität in moderater Intensität empfohlen werden. Diese trägt zur Blutdrucksenkung bei und kann möglicherweise weiteren Erkrankungen vorbeugen, die eine Hypertonie begleiten. Eine Belastungsuntersuchung kann helfen, Intensität und Art der Aktivität individuell festzulegen.
    • Gewichtsreduktion: Adipösen und übergewichtigen Menschen mit Hypertonie sollte empfohlen werden abzunehmen. Dadurch lässt sich der Blutdruck senken.
    • Tabakverzicht: Wer das Rauchen aufgibt, reduziert das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse erheblich. Auf den Blutdruck selbst wirkt sich dies nicht aus, verbessert aber die Prognose.
    • Unterstützung: Wenn es nicht gelingt, empfohlene Lebensstilmodifikationen selbstständig oder mit ärztlicher Hilfe umzusetzen, sollten strukturierte Therapieprogramme empfohlen und bei Bedarf vermittelt werden.
  • Auch Entspannungsverfahren, Schulungen oder ein höchstens risikoarmer Alkoholkonsum werden empfohlen, allerdings ist die Evidenz hier weniger belastbar.

Patientenblätter
  • Patientenblätter begleiten die NVL Hypertonie, eine Patientenleitlinie wird erstellt.

Zur NVL Hypertonie

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