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Emergomykose – was ist das? (Kasuistik)

Ein Patient leidet seit vier Wochen an Husten mit schwarzem, zähem Auswurf. Ursache ist eine Emergomykose.

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Der 52-Jähriger mit Fieber, Nachtschweiss und Husten hatte zunächst Ibuprofen erhalten, was aber nur kurzfristig half. Im Thorax-CT, nach zwei Wochen, zeigten sich multiple Läsionen in beiden Lungen. Die Sputumkulturen blieben bland und die probatorische Therapie mit Levofloxacin brachte keine Besserung.

Abklärung
Laborchemisch fiel eine leichte Neutrophilie (72,7 %) bei normalen Leukozyten. auf. Auch in einem zweiten Sputumuntersuch fanden sich weder Stäbchen noch Pilzsporen. Zahlreich weitere Abklärungen (1,3-β-D-Glucan und Galactomannan-Antigen, zytoplasmatische ANCA, Kapselpolysaccharid-Antigen von Kryptokokken, Interferon-Gamma-Test auf Tbc, perinukleäre ANCA u.a.) waren ohne Befund. Positiv war nur Myeloperoxidase.

Das Lungen-CT schliesslich zeigte multiple noduläre Veränderungen beidseits sowie vergrösserte Lymphknoten supraklavikulär links. Die histopathologische Untersuchung ergab aber ein normales Lungenparenchym und unauffällige Lymphknoten. Bei der folgenden Bronchoskopie mit Lavageführte man ein metagenomisches Next-Generation-Sequencing (mNGS) durcht. Es ergab schliesslich die Ursache: Emergomyces orientalis.

E. orientalis ist ein dimorpher Pilz, meist im Myzelstadium vorkommend. Er wandelt sich in eine Hefeform um, wenn er ein Säugetier infiziert. Es sind fünf Spezies beschrieben, nachgewiesen in Afrika, Indien, Ostasien, Nordamerika und Europa. Die Emergomykose, betrifft vor allem immunsupprimierte Personen. In der Lunge zeigen sich diffuse retikulonoduläre Veränderungen, Ergüsse und/oder Lymphadenopathie (Differentialdiagnose: Tuberkulose). Bei der dermalen Variante finden sich Papeln, Plaques, Noduli oder Ulzerationen. Manchmal sind auch andere Organe (Gastrointestinaltrakt, Leber, Knochenmark) betroffen.

Therapie
Der Patient wurde mit Amphotericin B therapiert, was die klinische Symptomatik besserte und die pulmonalen Befunde reduzierte. Nach Umstellung auf Itraconazol oral trat (nach vier Wochen) ein pulmonales Rezidiv auf und man stellte wieder um auf Amphotericin B. Da die pulmonalen Veränderungen bei Entlassung persistierten, erhielt der Patient oral Voriconazol. Die Therapie wurde zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Falls weitergeführt.

Beim beschriebenen Fall lag ungewöhnlicherweise keine Immunsuppression vor. Es wird angenommen, dass die Krankheit mangels ausreichender Diagnostik erheblich unterdiagnostiziert bleibt.

Quellen
- Jiang et al. Diagnosis and treatment of a patient with pulmonary infection caused by Emergomyces Orientalis: a case report. Future Microbiology, 2024. doi: 10.1080/17460913.2024.2366653
- Schwartz et al. Emergomyces: The global rise of new dimorphic fungal pathogens. PLoS Pathog, 2019. doi: 10.1371/journal.ppat.1007977.
- DocCheck News 17.9.2024. Kasuistik (Neues aus der Infektiologie)

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