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FDA genehmigt Medikament mit neuem Wirkmechanismus zur Behandlung von Schizophrenie

Kürzlich hat die US-amerikanische FDA Cobenfy®-Kapseln (Xanomelin und Trospiumchlorid) zur oralen Anwendung für die Behandlung von Schizophrenie bei Erwachsenen zugelassen. Es ist das erste zur Behandlung von Schizophrenie zugelassene Antipsychotikum, das auf cholinerge Rezeptoren abzielt, im Gegensatz zu Dopaminrezeptoren, die lange Zeit der Behandlungsstandard waren.

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«Schizophrenie ist weltweit eine der Hauptursachen für Behinderungen. Es handelt sich um eine schwere, chronische Geisteskrankheit, die oft die Lebensqualität eines Menschen beeinträchtigt», sagte Tiffany Farchione, M.D., Direktorin der Abteilung für Psychiatrie, Büro für Neurowissenschaften im Zentrum für Arzneimittelbewertung und -forschung der FDA. «Dieses Medikament verfolgt den ersten neuen Ansatz zur Schizophreniebehandlung seit Jahrzehnten. Die Zulassung bietet eine Alternative zu den Antipsychotika, die Menschen mit Schizophrenie bisher verschrieben wurden.»

Die heute übliche medikamentöse Therapie der Schizophrenie nutzt die Blockade von Dopaminrezeptoren im ZNS. Olanzapin, Risperidon u.a. Neuroleptika binden an Dopaminrezeptoren und können so vor allem die Positivsymptome der Schizophrenie mindern.

Schizophrenie kann psychotische Symptome wie Halluzinationen wie Stimmenhören, Schwierigkeiten bei der Gedankenkontrolle und Misstrauen gegenüber anderen verursachen. Sie kann auch mit kognitiven Problemen und Schwierigkeiten bei sozialen Interaktionen und Motivation einhergehen. Etwa 1 Prozent aller Amerikaner leidet an dieser Krankheit, und weltweit ist sie eine der 15 häufigsten Ursachen für Behinderungen. Menschen mit Schizophrenie haben ein höheres Risiko, in jüngeren Jahren zu sterben, und fast 5 Prozent begehen Selbstmord.

Die Wirksamkeit von Cobenfy® bei der Behandlung von Schizophrenie bei Erwachsenen wurde in zwei Studien mit identischem Design untersucht. Studie 1 und Studie 2 waren 5-wöchige, randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte, multizentrische Studien an Erwachsenen mit einer Diagnose von Schizophrenie gemäss den DSM-5-Kriterien.

Cobenfy® ist eine Kombination aus Xanomelin, einem Muskarinrezeptor-Agonisten, der die Freisetzung von Dopamin hemmt, und dem Muskarinrezeptor-Antagonisten Trospiumchlorid. Xanomelin wirkt nicht nur im Hirn auf die Muskarinrezeptoren, was verschiedene Nebenwirkungen zur Folge hat (z.B. Überaktivität im Magen-Darm-Trakt). Trospiumchlorid verhindert diese peripheren Nebenwirkungen weitgehend.

Der primäre Wirksamkeitsindikator war die Veränderung des Gesamtscores der «Positive and Negative Syndrome Scale» (PANSS) in Woche 5 vom Ausgangswert. Die PANSS ist eine 30-Punkte-Skala, die Symptome von Schizophrenie misst. Jeder Punkt wird von einem Kliniker auf einer siebenstufigen Skala bewertet. In beiden Studien zeigten die Teilnehmer, die Cobenfy erhielten, im Vergleich zur Placebogruppe eine bedeutende Verringerung der Symptome vom Ausgangswert bis Woche 5, gemessen am PANSS-Gesamtscore, .

Cobenfy® hat, soweit das heute beurteilbar ist, im Vergleich zu klassischen Antipsychotika verschiedene Vor- und Nachteile. Die Wirkstärke ist offenbar deutlich geringer als jene von etablierten Antipsychotika und selbstverständlich fehlen Langzeiterfahrungen. Ob sich die Wirkung auch auf die Negativsymptome der Schizophrenie erstreckt (Antriebsminderung, Affektverflachung), die bisher schwierig zu behandeln sind, muss sich noch weisen. Ein Vorteil sind sicher die weniger schwerwiegenden Nebenwirkungen von Antipsychotika,

Die Verschreibungsinformationen enthalten Warnhinweise, dass Cobenfy Harnverhalt, erhöhte Herzfrequenz, verminderte Magenbewegung oder Angioödeme des Gesichts und der Lippen verursachen kann können. Cobenfy wird für Patienten mit leichter Leberfunktionsstörung nicht empfohlen und es sollte nicht bei Patienten mit bekannter Leberfunktionsstörung angewendet werden. Es besteht das Risiko einer Leberschädigung. Patienten sollten die Anwendung von Cobenfy auf jeden Fall abbrechen, wenn Anzeichen oder Symptome einer erheblichen Lebererkrankung auftreten (Ikterus, dunkler Urin und unerklärlicher Juckreiz). Cobenfy wird grösstenteils über die Nieren ausgeschieden und wird bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Nierenfunktionsstörung nicht empfohlen.
Cobenfy sollte nicht an Patienten mit Harnverhalten, mittelschwerer oder schwerer Nieren- oder Lebererkrankung, unbehandeltem Engwinkelglaukom oder einer Vorgeschichte von Überempfindlichkeit gegen Cobenfy oder seine Bestandteile verschrieben werden.

Die häufigsten Nebenwirkungen von Cobenfy sind Übelkeit, Verdauungsstörungen, Verstopfung, Erbrechen, Hypertonie, Bauchschmerzen, Durchfall, Tachykardie, Schwindel und gastroösophagealer Reflux.

Die Zulassung für Cobenfy wurde der Bristol-Myers Squibb Company erteilt.
Wann mit einer Zulassung in Europa und in der Schweiz zu rechnen ist, ist noch offen.

Quellen:
FDA

Basierend auf
Kaul et al.: Efficacy and safety of the muscarinic receptor agonist KarXT (xanomeline-trospium) in schizophrenia (EMERGENT-2) in the USA: results from a randomised, double-blind, placebo-controlled, flexible-dose phase 3 trial. Lancet, 2024. doi: 10.1016/S0140-6736(23)02190-6

Kaul et al.; Efficacy and Safety of Xanomeline-Trospium Chloride in Schizophrenia: A Randomized Clinical Trial. JAMA Psychiatry, 2024. doi: 10.1001/jamapsychiatry.2024.2002

Horan et al.: Efficacy of KarXT on negative symptoms in acute schizophrenia: A post hoc analysis of pooled data from 3 trials. Schizophr Res, 2024. doi: 10.1016/j.schres.2024.08.001

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