Weltweit erkranken jährlich schätzungsweise zehn Millionen Menschen an Demenz. Zumindest ein Teil der Erkrankungen ist dabei auf Faktoren zurückzuführen, die mit ungesunder Lebensweise und deren Auswirkungen zu tun haben. An erster Stelle werden hier Diabetes und Übergewicht genannt. Beide Krankheiten stehen in engem Zusammenhang mit der Ernährung und der Aufnahme gesunder oder eben ungesunder Stoffe.
In diesem Zusammenhang werden immer wieder die Flavonoide genannt, eine Gruppe sekundärer Pflanzenstoffe, die in vielen pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen. Flavonoide gehören zu den Polyphenolen und sind bekannt für ihre antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt. Sie sollen Zellen vor oxidativem Stress schützen, der auch bei der Entstehung von neurodegenerativen Erkrankungen eine Rolle spielt.
Eine Studie von Jennings et al. (2024) untersuchte – nicht zum ersten Mal – den Zusammenhang zwischen dem Konsum von flavonoidreichen Lebensmitteln und dem Demenzrisiko, unter Berücksichtigung genetischer Risikofaktoren sowie Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck und Depression. Die Forscher analysierten Daten von über 120’000 Teilnehmern der UK Biobank mit einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von etwa 9 Jahren. Wesentliche Erkenntnisse der Studie sind, dass ein höherer Verzehr von flavonoidreichen Lebensmitteln wie z.B. Tee, Rotwein und Beeren mit einem signifikant geringeren Demenzrisiko verbunden war. Besonders ausgeprägt war dieser Effekt bei Personen mit hohem genetischen Risiko, Bluthochdruck oder Depression.
Die Gruppen mit hoher und niedriger Flavonoid-Aufnahme unterschieden sich bereits zu Beginn der Studie in verschiedenen Aspekten. So waren die Teilnehmer mit hoher Flavonoidzufuhr körperlich aktiver, hatten einen niedrigeren BMI und waren seltener sozial benachteiligt. Im Beobachtungszeitraum der Studie (durchschnittlich 9,4 Jahre) erkrankten die Teilnehmer mit einer hohen Flavonoid-Aufnahme signifikant seltener an einer Demenz.
Den Löwenanteil ihrer Flavonoidzufuhr nahmen die Studienteilnehmer – nicht weiter erstaunlich, da es sich ja um eine britische Studie handelt – durch Teetrinken zu sich. Einen hohen Flavonoidgehalt haben auch Beeren, Äpfel, dunkle Schokolade und Rotwein.
Die Daten zeigten, dass sechs zusätzliche Portionen solcher Lebensmittel pro Tag das Demenzrisiko um bis zu 28 Prozent senken können. Über die Art der Schutzwirkung gibt es verschiedene Theorien. Am naheliegendsten ist eine entzündungshemmende Wirkung auf das Nervensystem. Auch die Verbesserung der Durchblutung des Gehirns wird als mögliche Erklärungen angeführt. Die Studie hebt die Bedeutung einer flavonoidreichen Ernährung als präventive Massnahme hervor, insbesondere für gefährdete Bevölkerungsgruppen.
Quelle: Jennings A et al.: Flavonoid-Rich Foods, Dementia Risk, and Interactions With Genetic Risk, Hypertension, and Depression. JAMA Netw Open, 2024. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2024.34136.