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Häufiger schwere Infektionen unter Benzodiazepinen und Z-Medikamenten?

Eine schwedische Studie legt den Verdacht nahe, dass Patienten, die ein Benzodiazepin oder ein Z-Medikament (Zolpidem. Zopiclon, Zaleplon) einnahmen, ein um 83 Prozent höheres Risiko hatten, an einer schweren Infektion (Pneumonie) zu erkranken. Die verantwortlichen Mechanismen bedürften weiterer Klärung.

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Benzodiazepine (BZD) werden häufig zur Behandlung von Angstzuständen, Schlaflosigkeit, Epilepsie und Krampfanfällen sowie Alkoholentzug und in manchen Situationen als adjuvante Therapie bei Depressionen und bipolaren Störungen [1,2,3] verschrieben, während BZD-verwandte Z-Medikamente (z. B. Zolpidem, Zopiclon, Zaleplon und Eszopiclon) bei Schlaflosigkeit angezeigt sind. Obwohl ihre klinische Wirksamkeit gut belegt ist, werden BZD und die verwandten Z-Medikamente (im Folgenden unter dem Kürzel BZDR zusammengefasst) mit einer Reihe von Nebenwirkungen in Verbindung gebracht (Toleranz- und Abhängigkeitsentwicklung, psychomotorische Beeinträchtigungen u.a.), in Tiermodellen zudem mit Auswirkungen auf das Immunsystem.

Ein erhöhtes Infektionsrisiko bei BZDR-Anwendern wurde in verschiedenen Bevölkerungsgruppen bzw. bei bestimmten Krankheiten beobachtet. Eine aktuelle Metaanalyse berichtete von einem um 25 Prozent erhöhten Lungenentzündungsrisiko. In wenigen Studien wurde der Zusammenhang zwischen Z-Medikamenten und Infektionsrisiko untersucht, mit uneinheitlichen Ergebnissen.

In einer landesweiten registerbasierten schwedischen Studie untersuchten die Autoren das Risiko schwerer Infektionen durch virale und bakterielle Erreger im Zusammenhang mit der Einnahme von BZDR bei Personen im Alter von 0 bis 65 Jahren. Untersucht wurde auch die Rolle von Medikamententyp und -dosis auf die interessierenden Zusammenhänge.

Das Studienkollektiv umfasste eine demografisch abgestimmte Kohorte, eine Kontrollkohorte mit Zwillingen und eine aktive Vergleichskohorte. Von 7'362’979 Personen unter 65 Jahren, die bis 2007 keine BZDR-Medikamente erhalten hatten, wurden 713’896 BZDR-Empfänger, die zwischen 2007 und 2019 gelegentlich BZDR-Medikamente erhalten hatten, 1:1 mit 713’896 Nichtempfängern verglichen. Zudem wurden 9197 BZDR-Empfänger mit ihren 9298 nicht exponierten Zwillingen verglichen und 434’900 BZDR-Empfänger wurden mit 428’074 neuen Patienten unter SSRIs verglichen.

In der demografisch übereinstimmenden Kohorte (Alter bei erstmaliger BZDR-Anwendung 42,8 Jahre, 56,9 % weiblich) betrug die rohe Inzidenzrate schwerer Infektionen bei BZDR-Empfängern und übereinstimmenden Nichtempfängern während der einjährigen Nachbeobachtung 4,18 bzw. 1,86 pro 100 Personenjahre. Nach Berücksichtigung demografischer und anderer Störfaktoren war die BZDR-Anwendung mit einem um 83 Prozent erhöhten relativen Risiko jeglicher Infektionen verbunden. Das Risiko blieb in der Zwillingskohorte und der aktiven Vergleichskohorte ebenfalls abgeschwächt erhöht. Die Risiken nahmen mit dem Alter bei Beginn der BZDRs zu. Es liess sich zudem eine Dosis-Wirkungs-Beziehung beobachten.

Die genauen Wege, über die BZDRs die Immunfunktion beeinflussen können, bleiben unklar. Weitere Studien sind erforderlich, um die Mechanismen zu untersuchen.

Quellen
Wang, X., Isomura, K., Lichtenstein, P. et al. Incident Benzodiazepine and Z-Drug Use and Subsequent Risk of Serious Infections. CNS Drugs 38, 827–838 (2024).
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