Umfragen zeigen, dass drei Viertel aller Deutschen (und vermutlich auch Schweizer) Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen, die oft nicht unter strengen Kontrolle der Arzneimittelbehörden stehen. Am beliebtesten sind Vitamine, Mineralstoffe, Proteine und Kräuterzubereitungen. Das kann, wenn auch statistisch gesehen in seltenen Fällen, zu Problemen führen.
Zwei Fallberichte
Patientin A, eine 22-jährige Frau, entwickelte nach dem Konsum von Ashwagandha-Kapseln Juckreiz, Ikterus und erhöhte Leberwerte, nachdem sie innert zwei Tagen insgesamt1,8 g Ashwagandha (Schlafbeere) eingenommen hatte. Nach Ausschluss einer Viruserkrankungen blieb die Schlafbeere (auch indischer Ginseng oder Winterkirsche genannt) als einzig mögliche Ursache (bestätigt durch die RUCAM-Methode (Roussel Uclaf Causality Assessment Method), ein standardisiertes Verfahren zur Bewertung von Zusammenhängen zwischen Arzneimitteleinnahme und Leberschädigung). Die Patientin erhielt Ursodeoxycholsäure: ein Wirkstoff, die Leberwerte normalisierten sich nach zwei Monaten.
Patientin B, eine 36-jährige Frau, kam ebenfalls mit Ikterus und Juckreiz zum Arzt. Vorerkrankungen oder Risikofaktoren lagen keine vor. Die Patientin hatte jedoch seit einem halben Jahr wegen ihrer Knieschmerzen täglich ein Kurkuma-Präparat zu sich genommen. Objektiv fanden sich erhöhte Leberenzyme sowie ein erhöhtes Bilirubin. Eine Leberbiopsie bestätigte die Diagnose «Toxische Leberschädigung». Nach Absetzen des Kurkuma-Präparats verbesserten sich die Leberwerte innerhalb eines Monats.
Hepatotoxizität: Bald deutlich mehr Patienten?
Amerikanische Ärzte warnen inzwischen, davor, dass es immer häufiger zu toxischen Leberschädigungen kommt, weill immer mehr Menschen potenziell lebertoxische Mittel einnehmen. Neben Ashwagandha und Kurkuma gehören auch Grüntee, Garcinia cambogia, Traubensilberkerzen und Roter Reis zu diesen Präparaten.
Eine landesweite Querschnittsumfrage hatte ergeben, dass von 9’685 Erwachsenen 57,6 % Supplemente konsumierten. 4,7 von ihnen eines der sechs genannten pflanzlichen Produkte. Hochgerechnet auf die gesamte US-Bevölkerung egab sich, dass 15,5 Millionen Erwachsene eines der sechs Präparate einnehmen. Damit sind Supplemente mindestens so problematisch wie andere Auslöser von Leberschädigungen.
Ärzte und Apotheker sollten ihre Patienten darüber aufklären.
Quelle
DocCheck News und Statista Consumer insights