Der Trend ist noch nicht ganz bei uns angekommen, aber er wird es: Mikrodosierung von GLP-1-Agonisten wie Semaglutid. Das Medikament ist teuer, es bewirkt, was man sonst nur mit Mühen erreicht: Gewichtsabnahme. Experimentierfreudige und kostensensible Patienten und Ärzte haben deshalb begonnen, niedrigere als die empfohlenen Dosen auszuprobieren.
In den USA hat sich der Trend bereits etabliert: es werden niedrigere Mengen von GLP-1-Agonisten verabreicht, in der Hoffnung, Gewicht zu verlieren ohne die bekannten Nebenwirkungen (Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, gelegentlich Pankreatitis) in Kauf nehmen zu müssen. Reddit und TikTok, aber auch YouTube (s.u.) sind die Quellen für die alternativen Dosierungspläne. Die Frage ist: Funktioniert das?
Niedrige Semaglutiddosen (z. B. 0,25 mg oder 0,5 mg wöchentlich) werden zur Blutzuckerkontrolle und zur Senkung des HbA1c zu Beginn der Therapie empfohlen oder bei Patienten, bei denen es Bedenken bezüglich Verträglichkeit gibt. Ob die niedrigeren Dosen aber wirklich einen Unterschied machen bei den Nebenwirkungen, ist unklar. In den SUSTAIN-Studien (
Beispiel hier) etwa fand sich bei 3’297 Patienten kein eindeutiger Unterschied zwischen zwei Gruppen mit 0,5 mg bzw. 1,0 mg. Bei oraler Anwendung von 3 mg, 7 mg oder 14 mg Semaglutid hingegen war in einer andern Studie eine Dosis-Wirkungsbeziehung in Bezug auf die gastrointestinalen Nebenwirkungen zu erkennen.
Über Social-Media-Kanäle versuchen bereits einige Influencer, Geld mit Kursen zur Mikrodosierung zu machen! Bis zu 2000 USDollar werden verlangt und offenbar bezahlt. Es bleibt die Frage: Alles Fake und Humbug?
Unter dem Handelsnamen Ozempic® ist Semaglutid zur Injektion von 0,25 bis 2 mg pro Injektion im Fertigpen zur Therapie von Diabetes mellitus Typ 2 zugelassen. Da die Dosierung per Injektion durch einen Fertigpen nicht verändert werden kann, steht als Mikrodosierung lediglich die Initialdosis von 0,25 mg zur Verfügung. Ähnlich verhält es sich mit Wegovy®.
Theoretisch sind GLP-1-Agonisten tatsächlich so wirksam, dass sie auch in kleinen Dosen den Hunger zügeln könnten. Einige Verfechter von Mikrodosierungen behaupten, mindestens das Gewicht halten zu können, nachdem sie mit der regulären Dosis erst einmal abgenommen haben. Was ja durchaus ein vernünftiges Ziel sein könnte. Man darf jedenfalls gespannt sein, wie sich der Trend entwickelt.