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Vorsicht bei Melatonin-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln!

Das Bundesamt für Risikobewertung BfR weist auf mögliche Gesundheitsrisiken hin. Dies gilt vor allem für Schwangere, stillende Mütter, Kinder, Jugendliche und Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen.

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Angesichts der in letzter Zeit gestiegenen Vermarktung von Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) mit Melatonin und Fragen, die sich für die Risikobewertung melatoninhaltiger Produkte ergeben, hat sich das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) mit den folgenden Aspekten der toxikologischen Risikobewertung melatoninhaltiger NEM beschäftigt:
  • Mit der Beantwortung der Frage, ob sich ein toxikologischer Beurteilungswert für Melatonin ableiten lässt, bis zu dem nach derzeitigem Wissenstand keine gesundheitlich bedenklichen Effekte zu erwarten sind;
  • Mit einer gesundheitlichen Bewertung möglicher unerwünschter Wirkungen.
Fazit
Melatonin ist ein körpereigenes Hormon, das unter anderem an der Steuerung des menschlichen Schlaf-Wach-Rhythmus beteiligt ist und in einem von Mensch zu Mensch unterschiedlichen Rhythmus in Abhängigkeit von Chronotyp, Alter und Entwicklungsphase gebildet wird. Zur zeitlich begrenzten Behandlung von Schlafstörungen ist Melatonin in Deutschland als Wirkstoff in bestimmten Arzneimitteln bei Personen ab 55 Jahren sowie bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 2 bis 18 Jahren mit AutismusSpektrum-Störung und/oder Smith-Magenis-Syndrom zugelassen.

Seit Jahren werden Nahrungsergänzungsmittel (NEM) mit dem Inhaltsstoff Melatonin intensiv von Herstellern als vermeintlich unbedenkliche Einschlafhilfe vermarktet. Sie sind in Drogerien, Apotheken sowie im Online-Handel in verschiedenen Darreichungsformen (Kapseln, Tropfen, Spray, Pulver oder Gummidrops) erhältlich. Datenbank-Recherchen zeigen, dass das Produktspektrum der im Handel erhältlichen melatoninhaltigen NEM zugenommen hat. Bei einem Teil der auf dem Markt erhältlichen NEM entspricht oder übersteigt die empfohlene Tagesdosis die übliche Dosierung zugelassener melatoninhaltiger Arzneimittel.

NEM unterliegen im Gegensatz zu Arzneimitteln keiner Zulassungspflicht und werden somit nicht auf ihre Wirksamkeit, Sicherheit oder Verträglichkeit geprüft. Während die Einnahme von Arzneimitteln mit dem Wirkstoff Melatonin unter ärztlicher Kontrolle erfolgt, ist davon auszugehen, dass Personen mit Ein- oder Durchschlafproblemen melatoninhaltige NEM auch langfristig unkontrolliert einnehmen.

Gesundheitliche Risiken
Gesundheitliche Risiken, die mit der Einnahme melatoninhaltiger NEM verbunden sein könnten, wurden bisher nur unzureichend untersucht. Die momentan verfügbaren wissenschaftlichen Daten sprechen nach Ansicht des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) gegen eine unkritische, unkontrollierte Einnahme melatoninhaltiger NEM. Kinder, Jugendliche, Schwangere, Stillende und Frauen mit Kinderwunsch, Personen mit Einschränkungen der Leber- und/oder der Nierenfunktion sowie Personen mit einer Autoimmunerkrankung oder Epilepsie gehören zu den Personengruppen, die aus Sicht des BfR von einer unkontrollierten Einnahme melatoninhaltiger NEM ausgenommen werden sollten.
Zudem können bestimme Personen oral aufgenommenes Melatonin vergleichsweise langsam abbauen. Dadurch kann es zeit- und dosisabhängig zu länger andauernd überhöhten Spiegeln von Melatonin im Körper kommen. Daher sollten auch erwachsene Verbraucherinnen und Verbraucher melatoninhaltige NEM nicht unkontrolliert, insbesondere nicht regelmässig über einen längeren Zeitraum einnehmen.

Aus den vorhandenen Studien geht hervor, dass bereits vergleichsweise niedrige Melatonin-Dosierungen (1 Milligramm pro Tag und weniger) unerwünschte gesundheitliche Effekte haben können. Zu den häufig beobachteten unerwünschten Wirkungen nach Einnahme von Melatonin durch gesunde Erwachsene gehörten Schläfrigkeit, Kopfschmerzen, verringerte Aufmerksamkeit, verlängerte Reaktionszeit, Blutdruckabfall, Reduktion der Körpertemperatur, Albträume, Kraftlosigkeit, morgendliche Benommenheit und Gangunsicherheit. Die schlaffördernde Wirkung von Melatonin hielt teilweise bis in den Folgetag nach der letzten Einnahme hinein an, was unter anderem die Teilnahme am Strassenverkehr oder die Befähigung, bestimmte Maschinen/Geräte zu bedienen, beeinträchtigen kann.

Untersuchungen an Erwachsenen weisen darauf hin, dass eine einmalige Einnahme von Melatonin in geringen Dosierungen zudem die Konzentration des Wachstumshormons GH (0,5 mg) bzw. den Blutzuckerspiegel (1 mg oder 4 mg Melatonin) akut beeinflussen kann. Ob damit bei langfristiger Einnahme das Risiko für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes bei Erwachsenen erhöht wird oder Längenwachstumsveränderungen bei Kindern und Jugendlichen auftreten könnten, ist momentan ungewiss und erfordert weitere Untersuchungen.

Darüber hinaus weist das BfR darauf hin, dass bei paralleler Einnahme von Melatonin und bestimmten Arzneistoffen, unter anderem bei bestimmten blutdrucksenkenden Mitteln und Gerinnungshemmern, Interaktionen auftreten können, die im Einzelfall die Wirkung der betreffenden Arzneimittel bzw. des Melatonins beeinflussen könnten.

Quelle:
Stellungnahme 038/2024: Melatoninhaltige Nahrungsergänzungsmittel: BfR weist auf mögliche Gesundheitsrisiken hin
Bundesinstitut für Risikobewertung. Max-Dohrn-Straße 8-10
10589 Berlin, bfr@bfr.bund.de

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