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Warnung vor Suizidgefahr durch SSRIs führte zu erhöhter Suizidinzidenz

Die Warnungen vor den Gefahren von Antidepressiva, vor allem vor SSRIs, führte zu einer Unterversorgung von vor allem jugendlichen depressiven Patienten und in der Folge zu einer erhöhten Suizidrate.

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Es scheint paradox, dass Warnungen vor den Gefahren von Antidepressiva zu einem Anstieg der Suizidrate führen sollten, doch eine wachsende Zahl von Studien deutet genau darauf hin. Vor rund 20 Jahren kamen Berichte auf, die besagten, dass Antidepressiva, insbesondere die SSRI (selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer), das Risiko für Suizidgedanken und -versuche, insbesondere bei Jugendlichen, erhöhen könnten. Diese Warnungen veranlassten Ärzte und Patienten offensichtlich, bei der Verordnung und Einnahme von Antidepressiva vorsichtiger zu sein. Einige Ärzte entschieden sich sogar ganz gegen deren Verschreibung.

Jüngste Studien legen jedoch nahe, dass diese Zurückhaltung unbeabsichtigte und unerwünschte Folgen hatte. Statt das Suizidrisiko zu senken, scheinen die Warnungen und die daraus resultierende Zurückhaltung bei der Behandlung von Depressionen mit Antidepressiva in einigen Bevölkerungsgruppen zu einem Anstieg der Suizidrate geführt zu haben.

Der Grund dafür liegt wahrscheinlich darin, dass unbehandelte oder eben unzureichend behandelte Depressionen selbst ein erhebliches Risiko für Suizid darstellen. Wenn depressive Symptome nicht effektiv behandelt werden, kann sich die Notlage der Betroffenen verschärfen, was das Risiko eines Suizidversuchs erhöht.

Eine neue Studie bestätigt dieses Phänomen und zeigt, dass der Rückgang der Antidepressiva-Verordnungen in einigen Ländern zeitgleich mit einem Anstieg der Suizidrate auftrat. Dies wirft die Frage auf, wie Warnhinweise und Medikamentensicherheit am besten abgewogen werden können. Antidepressiva haben unbestreitbare Nebenwirkungen, aber die Gefahr, dass Patienten ohne adäquate Behandlung mit ihrer Depression allein gelassen werden, sollte ebenfalls nicht unterschätzt werden.

Es ist wichtig, dass Ärzte und Patienten gemeinsam eine Entscheidung über die Behandlung von Depressionen treffen, wobei sowohl die potenziellen Risiken als auch die erheblichen Vorteile von Antidepressiva in Betracht gezogen werden müssen. Diese Debatte unterstreicht, wie komplex der Zusammenhang zwischen psychischen Erkrankungen, Medikation und Suizidprävention ist und wie wichtig ein fundiertes, ausgewogenes Vorgehen in der Behandlung ist.

Quellen
– FDA Antidepressant Warnings Tied to Increase in Suicidality - Medscape - October 07, 2024.
«After the FDA issued warnings about antidepressants, youth suicides rose and mental health care dropped» The Conversation - Academic rigour, journalistic flair Published: February 15, 2022

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