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Welche psychologischen Unterschiede gibt es zwischen Vegetariern und Veganern?

Wissen versus Käse: Psychologen der Universität Regensburg erforschen die essentielle Rolle von Wissen bei der Wahl der Ernährungsform und untersuchen, warum man häufig nicht nach diesem Wissen handelt.

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Die Anzahl an vegetarisch und vegan lebenden Menschen nimmt immer mehr zu, weshalb sich auch die Wissenschaft verstärkt mit entsprechenden Themen beschäftigt. Vegetarier und Veganer sind sich zwar einerseits ähnlich, weil sie kein Fleisch und keinen Fisch konsumieren – womit sie sich von der Mehrheit der Gesellschaft deutlich unterscheiden.

Andererseits unterscheiden sie sich aber auch untereinander, denn während Vegetarier tierische Produkte wie Käse, Milch oder Eier konsumieren, vermeiden Veganern alle Produkte, die tierischer Herkunft sind, also neben den entsprechenden Nahrungsmitteln auch Leder oder bestimmte Kosmetikprodukte. Die UR-Psychologen Roland Mayrhofer, Lara Roberts, Julia Hackl und Katja Frischholz sind daher der Frage nachgegangen, wie sich diese Unterschiede zwischen Vegetarier und Veganer psychologisch erklären lassen.

Gleiche Ziele, unterschiedliches Verhalten ...
Beide Gruppen sind hauptsächlich durch dieselben Ziele motiviert, nämlich Tiere zu schützen und möglichst nachhaltig zu leben. Ein Lebensstil, der tierische Produkte komplett vermeidet, schützt nicht nur Tiere offenkundig am besten, sondern schont auch die Umwelt am meisten. In anderen Worten: Ein veganer Lebensstil passt also am besten zu diesen Zielen. Daher stellt sich die Frage: Weshalb führen dieselben Ziele zu unterschiedlichem Verhalten?

In einer umfangreichen Studie wurden 1420 Teilnehmer (Vegetarier, Veganer und Vegetarier, die in Zukunft vegan leben möchten) aus Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt. Dabei stellte sich heraus, dass in der veganen Gruppe das Wissen zur Tierhaltung und -industrie, aber auch zu umweltrelevanten und gesundheitlichen Aspekten deutlich höher war als in der vegetarischen Gruppe und bei den zukünftigen Veganer. Daher, so die Schlussfolgerung, spielt Wissen zu den entsprechenden Themen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, ob jemand vegan ist oder werden möchte.

... und unterschiedlicher Wissensstand
Weiterhin führt Mayrhofer, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie, aus: «Für uns war es am überraschendsten, welche herausragende und wichtige Rolle Käse einnimmt. Den Teilnehmern fiel es sehr schwer, Käse tatsächlich wegzulassen, beziehungsweise sich vorzustellen, dass sie Käse weglassen würden. Bei den übrigen Nahrungsmitteln – Fleisch, Fisch oder anderen Milchprodukten – war dies deutlich leichter.» Wie wichtig Wissen ist, zeigt sich auch am Beispiel Käse:
  • So war das Wissen, dass Käse nicht immer vegetarisch ist – weil manche Sorten tierisches Lab enthalten, das aus den Mägen von Kälbern gewonnen wird – in der vegetarischen Gruppe deutlich niedriger als in der veganen Gruppe.
  • Zudem war sich etwa ein Drittel der Vegetarier nicht bewusst, dass auch für eine vegetarische Ernährung Tiere sterben – vor allem männliche Küken und Kälber oder Milchkühe mit nachlassender Milchleistung – während dies den Veganer zu über 90% klar war.
Was viele Vegetarier und Veganer eint: Die Initialzündung für den Verzicht auf Fleisch bildet meistens eine schockierende Erfahrung, wie beispielsweise ein Video zu Grausamkeiten aus der Tierhaltung oder Schlachthöfen. Die folgende Entwicklung des eigenen Ernährungsstils scheint jedoch von der aktiven Suche nach weiteren Informationen beeinflusst zu werden. Es besteht die Möglichkeit, sich durch die weitere Beschäftigung mit Themen wie Tierhaltung und -industrie, Umwelt, Ernährung und Gesundheit, aber auch zur praktischen Umsetzung eines veganen Lebensstils im Alltag, Wissen anzueignen, das über offensichtliche Zusammenhänge hinausgeht, wie etwa, dass für Fleisch Tiere getötet werden. Es besteht aber auch die Möglichkeit, den ersten Schock als Anlass zu nehmen, auf Fleisch zu verzichten, bestimmte Dinge aber lieber doch nicht so genau wissen zu wollen, um das eigene Gewissen nicht zu belasten – oder weil Käse eben doch zu verführerisch schmeckt.PS


Quelle: Universität Regensburg, Pressemitteilung vom 26.04.2024

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