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Welche Triptane bei Migräne? Und warum eher alte als neue? Wobei: insgesamt werden sie eh viel zu selten eingesetzt.

Triptane werden zu selten eingesetzt. Das mag am Preis liegen. Welche Triptane welche Vor- und Nachteile haben und wann man die neueren Präparate vorziehen sollte, darüber gibt eine Meta-Analyse im BMJ Auskunft.

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Einleitung
Migräne ist eine neurologische Störung, die durch wiederkehrende, mässig bis stark behindernde Kopfschmerzepisoden gekennzeichnet ist, die bis zu 72 Stunden andauern können. Weltweit betrifft Migräne mehr als eine Milliarde Menschen, insbesondere Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren, und führt zu erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität, Produktivität und sozialen Teilhabe. Die akute Behandlung besteht aus Medikamenten, die eine schnelle Schmerzlinderung bieten sollen. Die gängigsten Empfehlungen sind nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs) und Triptane für schwerere Fälle.

Informationsquellen und Einschlusskriterien
Die Meta-Analyse verwendete Daten aus 137 veröffentlichten und unveröffentlichten Studien mit insgesamt 89’445 Teilnehmern, die bis Juni 2023 gesammelt wurden. Sie umfasste doppelblinde, randomisierte, kontrollierte Studien mit Erwachsenen mit Migräne; eingeschlossen wurden 17 zur oralen Monotherapie von akuten Migräneattacken bei Erwachsenen zugelassene Medikamente. Opiate wurden ausgeschlossen, da sie wegen der Risiken und Nebenwirkungen nicht empfohlen werden.

Ergebnisse der Medikamentenvergleichsstudien
Beim Vergleich der Medikamente zeigte Eletriptan die beste Wirksamkeit bei der Schmerzlinderung nach zwei Stunden im Vergleich zu anderen Wirkstoffen. Für das Anhalten der Schmerzfreiheit über einen Zeitraum von 24 Stunden ohne weitere Medikament, ergab sich für alle untersuchten Wirkstoffe eine bessere Wirkung gegenüber Placebo. Eletriptan schnitt hierbei am besten ab, gefolgt von Rizatriptan und Sumatriptan.
Lasmiditan, Sumatriptan und Rimegepant zeigten ebenfalls eine bessere Wirksamkeit als Placebo, wobei Nebenwirkungen wie Schwindel, Müdigkeit und Übelkeit bei einigen Triptanen häufiger auftraten. Eletriptan war das einzige Medikament, das häufiger mit Brustschmerzen assoziiert wurde.

Diskussion
Die Ergebnisse zeigten, dass Triptane wie Eletriptan, Rizatriptan und Sumatriptan insgesamt am wirksamsten und gut verträglich waren, obwohl sie in bestimmten Patientengruppen wegen möglicher kardiovaskulärer Risiken nicht verwendet werden können. Neuere Medikamente wie Lasmiditan und Rimegepant sind Alternativen für Patienten, bei denen Triptane kontraindiziert sind, allerdings mit teils höheren Kosten und spezifischen Einschränkungen wie Fahrverbot nach Einnahme. NSAIDs schnitten schlechter ab als Triptane, zeigten aber weniger Nebenwirkungen als Lasmiditan. Paracetamol war zwar weniger wirksam, dafür aber gut verträglich.

Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Studie: Triptane werden trotz ihrer nachgewiesenen Wirksamkeit weltweit zu selten genutzt. Die Gründe hierfür könnten in begrenzten finanziellen Ressourcen, fehlendem Zugang oder unzureichender Schulung von Ärzten liegen.

Stärken und Schwächen der Studie
Diese systematische Übersichtsarbeit profitierte von umfangreichen Daten, einschliesslich unveröffentlichter Studien. Es gab jedoch einige Einschränkungen, wie eine hohe Heterogenität der Ergebnisse und Unsicherheiten in den Vergleichen. Die meisten Studien verwendeten Placebo oder Sumatriptan als Kontrollmedikament, was die Zuverlässigkeit der indirekten Vergleiche stärkte. Zukünftige Studien sollten individuelle Patientendaten einbeziehen, um personalisierte Empfehlungen zu ermöglichen.

Schlussfolgerungen
Diese Meta-Analyse bietet die derzeit beste verfügbare Evidenz zur Auswahl akuter oraler Behandlungsoptionen für Migräneanfälle. Die Ergebnisse unterstützen die Auswahl von Triptanen als bevorzugte Therapieoption, wobei jedoch die individuelle Verträglichkeit und Nebenwirkungsprofile berücksichtigt werden müssen. Die Untersuchung betont die Notwendigkeit von Studien, die gezielt Patienten mit Triptan-Unverträglichkeiten behandeln, um eine optimale Behandlung zu gewährleisten.

Quelle
William K Karlsson et al.: Comparative effects of drug interventions for the acute management of migraine episodes in adults: systematic review and network meta-analysis. BMJ 2024; 386 doi: https://doi.org/10.1136/bmj-2024-080107 (Published 18 September 2024)Cite this as: BMJ 2024;386:e080107
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