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Welt-Vitiligo-Tag: S1-Leitlinie zu Diagnose und Therapie

Etwa ein Prozent der Weltbevölkerung sind von Vitiligo betroffen. Die Pigmentstörung führt zu bleibenden weissen Flecken auf der Haut und belastet die Psyche der Betroffenen stark. Die S1-Leitlinie zu Diagnose und Therapie der Vitiligo gibt Dermatologen Entscheidungshilfen für eine möglichst früh einsetzende Therapie.

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Zusammen mit anderen Fachgesellschaften und Patientenvertretern hat die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) im vergangenen Jahr eine S1-Leitlinie zu «Diagnose und Therapie der Vitiligo» erstellt. Darin werden die wichtigsten Empfehlungen zur Behandlung zusammengefasst und Ausblicke auf neue medikamentöse Therapieoptionen gegeben.

Vitiligo
Die Vitiligo ist eine häufige und chronische Erkrankung der Haut. Weltweit sind 0,5 bis 1 Prozent aller Menschen betroffen. Meist tritt die Vitiligo im Kindesalter und bei jungen Menschen (im Alter von 10 bis 30 Jahren) auf. Mediziner sprechen von einer Depigmentierung der Haut, die dadurch verursacht wird, dass Pigmente (darunter das Melanin) verloren gehen. Die Ursachen der verminderten Melaninbildung sind vielfältig und noch nicht in Gänze geklärt. Es gibt offenbar eine genetische Veranlagung und Fehlregulationen des Immunsystems spielen eine Rolle.

Charakteristisch sind weisse, scharf begrenzte Flecken, die in Grösse, Form und Ausbreitung sehr unterschiedlich sein können. Die Krankheit schreitet unterschiedlich schnell fort. Spätstadien sind nicht mehr oder nur unzureichend zu behandeln. «Ein möglichst frühzeitiger Therapiebeginn ermöglicht zwar keine Heilung, kann aber das Fortschreiten der Vitiligo aufhalten», erklärt Professor Dr. med. Peter Elsner, Beauftragter für die Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG).

An Vitiligo Erkrankte haben häufiger als andere Menschen assoziierte Autoimmunerkrankungen wie beispielsweise Schilddrüsenerkrankungen und kreisrunden Haarausfall. Die Leitlinie empfiehlt daher, dass einmal jährlich TSH sowie TPO- und TG-Antikörper bestimmt werden, um die Schilddrüsenfunktion zu prüfen.
S1-Leitlinie «Vitiligo ist eine ernstzunehmende Krankheit. Patienten sollten keinesfalls mit dem Hinweis ‚das ist nur kosmetisch‘ abgewiesen werden», sagt Professor Dr. med. Markus Böhm, Koordinator der Leitlinie. Nicht selten herrsche unter Dermatologen Unsicherheit in Bezug auf eine adäquate Diagnostik und Therapie, so Böhm. Die Leitlinie fasst die wichtigsten Empfehlungen zur Behandlung zusammen.

Topische Kotikosteroide
Bei einer limitierten Vitiligo mit einem Befall von <3 Prozent der Körperoberfläche sind für Kinder und Erwachsene topische (äusserlich wirkende) Kortikosteroide das Mittel der 1. Wahl. Empfohlen werden potente Kortikosteroide (Klasse III) wie Mometasonfuorat über einen Zeitraum von drei Monaten (einmal täglich) oder sechs Monaten (einmal täglich für jeweils 15 Tage, gefolgt von einer 14-tägigen Pause).

Phototherapien
Phototherapien sind seit Jahrzehnten eine wichtige Therapiesäule der Vitiligo. Durch die Weiterentwicklung der Medizintechnologie wurden seit Anfang der 2000er Jahre auch Lichtquellen auf den Markt gebracht, die UVB-Licht in hoher Intensität emittieren und zur selektiven Bestrahlung umschriebener Vitiligo-Areale eingesetzt werden (gezielte UV-Therapien). Die Leitlinie empfiehlt in erster Linie NB UVB (Schmalband UVB) zur Ganzkörperbestrahlung, da diese zweimal bis dreimal pro Woche durchzuführende Bestrahlung die am besten untersuchte und dokumentierte Therapie ist. Sie soll vor allem bei Patienten angewendet werden, bei denen wegen der Ausdehnung der Vitiligo eine topische Therapie nicht mehr praktikabel ist. Die Therapiedauer sollte nicht länger als 12-24 Monate umfassen; wenn nach sechs Monaten keine Repigmentierung der Haut stattfindet, ist die Bestrahlung abzubrechen.

Auch für die gezielte Lichttherapie mit einem 308 nm Excimer-Laser oder 308 nm Excimer-Lampe spricht sich die Leitlinie aus, wenn es sich um eine limitierte Vitiligo handelt.

Dermatokosmetisache Produkte Oft fühlen sich die Betroffenen durch die gut sichtbaren Hautveränderungen stigmatisiert. «Helfen können in diesem Fall auch dermatokosmetische Produkte zum Abdecken von Vitiligoherden. Doch eine solche medizinische Camouflage ist nur ein kleiner Teil der unterstützenden Massnahmen», so Elsner. Die möglichen psychosozialen Effekte einer Vitiligo-Erkrankung sind Stigmatisierung, Depressionen, Angst, Scham, reduziertes Selbstwertgefühl, Paranoia sowie Vereinsamung durch wenige persönliche Kontakte. «In der Summe reduzieren diese Effekte massiv die Lebensqualität der an Vitiligo Erkrankten. Eine psychotherapeutische Intervention ergänzend zur Therapie wäre wünschenswert», betont Böhm.
JAK-Inhibitoren Die Leitlinie gibt auch einen Ausblick auf medikamentöse Therapieoptionen, an die sich grosse Hoffnungen knüpfen: Januskinasen-Hemmer (JAK-Inhibitoren). «Die derzeit weltweit laufenden Studien zeigen, dass sowohl topische als auch systemisch wirkende JAK-Inhibitoren für die Hemmung von Autoimmunmechanismen ein grosses Potenzial haben und das Therapiespektrum für die Behandlung der Vitiligo erweitern könnten», bilanziert Böhm.

S1-Leitlinie. Diagnostik und Therapie der Vitiligo

Literatur: Quelle: Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG)/Pressemitteilung, 23.05.2022

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