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imageEinen neuen Therapieansatz gegen Autoimmunerkrankungen haben Prof. Dr. Ricardo Grieshaber-Bouyer, Dr. Laura Bucci (2.v.l.) und Dr. Melanie Hagen entwickelt und erfolgreich an Patienten erprobt. (Bild: Uniklinikum Erlangen)

Wie ein «Date» von Immunzellen Rheuma verschwinden lässt

Verabredungen verlaufen nicht immer so wie man es wünscht. Aus dieser Erkenntnis heraus haben Nürnberger Forscher einen neuen Therapieansatz gegen Autoimmunerkrankungen wie die rheumatoide Arthritis entwickelt. Organisator eines «Dates» mit dramatischem Ausgang war das Medikament Blinatumomab.

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Normalerweise spielen sowohl B-Zellen als auch T-Zellen eine zentrale Rolle in der Entstehung von Autoimmunerkrankungen. Ein Team der Friedrich-Aleaxander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) konnte nun die T-Zellen dazu bringen, ihre Komplizen, die B-Zellen, abzutöten. So konnten sie einen durchschlagenden Erfolg bei der Behandlung der rheumatoiden Arthritis erzielen.

Neue Therapieoption: Blinatumomab (BLINA)
Rund einer von 100 Menschen entwickelt im Laufe des Lebens eine rheumatoide Arthritis (RA). «Die Behandlungsmöglichkeiten sind heute grundsätzlich gut, dennoch gelingt es nicht bei allen Betroffenen, die Krankheit zum Stillstand zu bringen», betont Dr. Melanie Hagen, leitende Ärztin der Studienambulanz der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie des Uniklinikums Erlangen. «Etwa 10 bis 20 Prozent sprechen auf die verfügbaren Therapien nicht ausreichend an.» Hagen ist Teil eines Teams von Ärzten der FAU, die für diese Patienten ein neues Behandlungsverfahren erprobt haben.
  • Dazu nutzen die Mediziner das Medikament Blinatumomab (BLINA).
  • Dabei handelt es sich um einen Antikörper, der – wie jeder andere Antikörper auch – zwei Arme hat.
  • Bei BLINA bindet ein Arm an die B-Zelle, der andere an die T-Zelle.

BLINA wirkt also wie ein Tinder-Molekül: Der Wirkstoff vermittelt ein «Date» zwischen B- und T-Zellen, indem er die beiden zusammenbringt. «Dieses Date verläuft jedoch keineswegs harmonisch», erklärt Dr. Laura Bucci, die die Studie zusammen mit Melanie Hagen durchgeführt hat. «Im Gegenteil, in seinem Verlauf bringt die T-Zelle die B-Zelle um.» Für die B-Zelle ist das wenig erfreulich, für Patienten mit Rheuma und anderen Autoimmunerkrankungen jedoch ein Segen. Denn B-Zellen sind ganz wesentlich für diese Erkrankungen verantwortlich, da sie Antikörper produzieren und darüber Entzündungen auslösen.

B-Zellen wurden schon früher durch Medikamente gehemmt, um Autoimmunerkrankungen wie Rheuma zu behandeln. Allerdings klappte das bei bisherigen Therapien nur unzureichend. Unter Zuhilfenahme der T-Zellen ist die Hemmung der B-Zellen ungleich stärker. Dieses Prinzip wurde bereits zur Behandlung von Blutkrebs angewandt, der durch bösartige B-Zellen entsteht.

Verblüffender Effekt bei Therapieresistenz
BLINA schafft es, B-Zellen zu finden, die sich tief im Gewebe verstecken. Durch das Medikament gelangen daher auch diese mit den tödlichen T-Zellen in Kontakt. «Der Effekt war verblüffend», erklärt Prof. Dr. Ricardo Grieshaber-Bouyer, leitender Arzt der Studienambulanz und Forschungsgruppenleiter. «Selbst bei sehr therapieresistentem Rheuma kam es zu einem Zusammenbruch der Entzündungsreaktion und zu einer deutlichen Besserung der Erkrankung. Damit geben die Ergebnisse unserer Studie einen wichtigen Impuls für die Weiterentwicklung dieser Therapien gegen verschiedene Autoimmunerkrankungen.»PS

  • Zur Originalpublikation
Bucci L, Hagen M et al.: Bispecific T cell engager therapy for refractory rheumatoid arthritis. Nat Med (2024).

Quelle: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Pressemitteilung vom 26.04.2024

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