Wirbelsäulenoperationen können die Denkfähigkeit verbessern
Ein Greifswalder Forschungsteam konnte in einer Studie zeigen, dass Wirbelsäulenoperationen nicht nur Alltagsfunktionen wiederherstellen können, etwa weil sich einschränkende Schmerzen verbessern. Es kann in der Folge auch zu einer Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit kommen – sogar bei älteren Menschen.
Universität Greifswald22.1.2025
«Es ist die erste Studie, die postoperative kognitive Verbesserungen durch neuronale Netzwerke nachweisen konnte», betont Dr. Robert Fleischmann, Projektleiter und geschäftsführender Oberarzt an der Neurologie der Universität Greifswald. Mit speziellen MRT-Aufnahmen des Gehirns vor und nach einer Wirbelsäulen-OP wurde bei 79 Patienten untersucht, wie gut verschiedene Bereiche des Gehirns zusammenarbeiten. Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 71 Jahren. Das interdisziplinäre Forschungsteam aus der Neurologie, Neurochirurgie sowie Anästhesie, Intensiv-, Notfall- und Schmerzmedizin konzentrierte sich auf drei wichtige Netzwerke:
das zentrale Exekutivnetzwerk,
das Salienznetzwerk und
das Ruhenetzwerk (Default Mode Network).
«Für die Planung und Ausführung von Aufgaben, für die Bewertung bestimmter Reize oder ganz einfach für das Nachdenken und Innehalten – jedes dieser Netzwerke erfüllt eine spezielle Funktion», erklärte Fleischmann im Rahmen einer Pressemitteilung.
Bei den Probanden konnte gezeigt werden, dass diese Netzwerke nach der OP besser zusammenarbeiteten. «Vor allem das Exekutiv- und Salienznetzwerk arbeiteten besser zusammen, je besser auch die Hirnleistung wurde», so der Neurologe weiter. Besonders eine Verbindung zwischen zwei Bereichen im Gehirn – der Stirnregion und dem Scheitelbereich – sei stärker geworden. Diese Veränderungen standen im Zusammenhang mit besseren Ergebnissen bei Gedächtnis- und Konzentrationstests.
Bei einer kognitiven Testung konnten Verbesserungen der Hirnleistung festgestellt werden. Foto: Daria Antonenko UMG
Ergebnisse für ältere Patienten ermutigend
Vor allem für ältere Patienten, die oftmals Bedenken haben, sich einer Operation zu unterziehen, seien diese Ergebnisse ermutigend, zeigen sie doch, «dass eine OP nicht automatisch die geistige Gesundheit älterer Patienten gefährdet», so Fleischmann, «im Gegenteil: Bei vielen Patienten haben sich die Hirnleistungstests verbessert». Für diesen Effekt sei es wichtig, die Operationen mit erfahrenen Chirurgen an das individuelle Risikoprofil der Betroffenen anzupassen.
Die Studienergebnisse wurden nun im renommierten Fachjournal International Journal of Surgery veröffentlicht. Diese Erkenntnisse zeigen, dass auch positive Zusatzeffekte einer Operation nicht zu unterschätzen sind, diese Eingriffe könnten sogar eine Chance sein, um geistig fit zu bleiben: «Wir können unsere Studienergebnisse in Zukunft dafür nutzen, um neue Therapien zu entwickeln – zum Beispiel durch gezielte Übungen oder nicht-invasive Stimulationen des Gehirns».