Zar definieren die aktualisierten Leitlinien, die auf dem ESC-Kongress vorgestellt wurden, Bluthochdruck weiterhin als einen systolischen Blutdruck von 140 mmHg oder höher und einen diastolischen Wert von mindestens 90 mmHg, doch es gibt jetzt eine neue Kategorie: «erhöhter Blutdruck». Dieser ist definiert als systolisch 120 bis 139 mmHg oder ein diastolischer 70 bis 89 mmHg. Die neuen europäischen Hypertonie-Leitlinien senken die Behandlungsziele für den systolischen Blutdruck also auf 120–129 mmHg. Diese aggressiveren Ziele basieren auf neuen Studien, die zeigen, dass niedrigere Werte das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse verringern.
Es gibt neu drei Blutdruckkategorien:
- normal (<120/70 mmHg)
- erhöht (120–139/70–89 mmHg) und
- Hypertonie (≥140/90 mmHg).
Für Personen mit «erhöhtem Blutdruck» wird eine kardiovaskuläre Risikobewertung empfohlen, um die Behandlungsentscheidung zu steuern. Zudem werden Änderungen im Lebensstil, wie intensivere körperliche Aktivität und Kaliumzufuhr und schliesslich die renale Denervierung bei resistenter Hypertonie empfohlen.
Begründet wird die neue Einteilung damit, dass Menschen eben nicht von heute auf morgen von einem normalen Blutdruck in einen Bluthochdruck übergehen. In den meisten Fällen handelt es sich um eine stetige Veränderung, und verschiedene Personengruppen – z.B. solche mit einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen – könnten von einer intensiveren Behandlung profitieren, bevor ihr Blutdruck die traditionelle Schwelle der Hypertonie erreicht.
Als Vorteil wird zudem angesehen, dass die neuen europäischen Leitlinien jetzt besser mit den amerikanischen Leitlinien übereinstimmen. Das sei gut, um Verwirrung zu vermeiden und weltweit einen Konsens zu erzielen.
Es gibt aber Vorbehalte, da die aggressiveren Ziele nur bei guter Verträglichkeit anzustreben sind, insbesondere bei älteren oder gebrechlichen Patienten.
Kommentar eines Lesers:
«Mich erinnert das alles an die Komödie «Knock ou le Triomphe de la Médicine“». Irgendwie ist jetzt jeder krank, zumindest einen Prädiabetes wird er doch haben oder sonst was . Ich erinnere nur an die aktuelle Diskussion über den TSH-Wert bei älteren Patienten oder den «guten HbA1 von 6,5» bei geriatrischen Patienten. Was sollen wir denn alles umsetzen ? Für mich bleibt's bei 140 systolisch, egal was «Experten» empfehlen.»
Quellen:
- McEvoy JW et al. 2024 ESC Guidelines for the management of elevated blood pressure and hypertension. Eur Heart J 2024:ehae178. Online ahead of print.
- Medscape.com