Am 16. Dezember 2014 wurde MEDCAN als gemeinnütziger Verein von Betroffenen gegründet. Ziel war und ist es, dieser anonymen Masse ein Gesicht zu geben und ihre Situation nachhaltig zu verbessern. Damals war das Umfeld jedoch rau: Betroffene bewegten sich in der Illegalität und waren auf den Schwarzmarkt angewiesen. Zwar konnte ab 2011 eine Sonderbewilligung für einige wenige zugelassene Cannabis-Arzneien beim Bundesamt für Gesundheit beantragt werden, doch Ärzte scheuten den damit verbundenen immensen Aufwand. Die erste Forderung des Vereins lautete daher: «Alle Betroffenen sollen ungehinderten Zugang zur medizinischen Anwendung von Cannabis erhalten und zwar in geprüfter Qualität zu tragbaren Preisen und dieses uneingeschränkt und straffrei konsumieren dürfen.»
Ein Rückblick auf unsere Arbeit
Die letzten 10 Jahre waren von intensiver Arbeit und Engagement geprägt. MEDCAN hat gemeinsam mit der Community einiges erreicht und viel geleistet:
- Patiententreffen: Wir haben in verschiedenen Städten Treffen organisiert, um Betroffenen einen Raum für Austausch und Unterstützung zu bieten.
- Öffentlichkeitsarbeit: Wir sind aktiv an die Öffentlichkeit getreten, haben uns offen für das Thema eingesetzt und es aus der Tabuzone geholt – statt uns weiter in der Illegalität zu verstecken.
- Politischer Druck: Durch unsere kontinuierliche Aufklärungsarbeit haben wir die politische Diskussion angestossen und damit Veränderungen in der Gesetzgebung bewirken können.
- Community-Bildung: Wir haben ein starkes Netzwerk aufgebaut, das Betroffene inspiriert und stärkt.
- Sichtbarkeit: Wir haben unsere Geschichten erzählt und unsere Gesichter gezeigt, um die Dringlichkeit der Thematik zu verdeutlichen.
- Medienpräsenz: In den letzten zehn Jahren waren wir fünfmal im Schweizer Fernsehen und mehrfach in Zeitungen und Zeitschriften vertreten. So konnten wir unsere Geschichten erzählen und die Realität von Betroffenen sichtbar machen.
Fortschritte und Herausforderungen
Heute, 28 Monate nach der Änderung des Betäubungsmittelgesetzes vom 1. August 2022) und einige Jahre nach dem CBD-Boom, hat sich das Umfeld deutlich verbessert. Die Entstigmatisierung von Cannabis hat in breiteren Kreisen stattgefunden. Betroffene können nun durch ärztliche Verschreibung Cannabis medizinisch in geprüfter Qualität erhalten und dieses straffrei einnehmen.
Trotzdem bleibt noch viel zu tun: Es ist nach wie vor schwierig, medizinische Fachpersonen zu finden, die bei der Verschreibung von Cannabis helfen. Wenn Krankenkassen die Verschreibung nicht unterstützen und die Kosten übernehmen, entstehen für viele Betroffene erhebliche finanzielle Probleme. Zudem sind die verfügbaren Produkte in Apotheken oft schnell ausverkauft. Dennoch zeigt sich eine stetige positive Entwicklung, und immer mehr Betroffene profitieren von der Änderung des Betäubungsmittelgesetzes.
Unsere Webseite klärt auf
Ein wichtiges Werkzeug unserer Aufklärungsarbeit ist unsere viersprachige Webseite. Sie ist nach wie vor eine der wenigen Anlaufstellen in der Schweiz, die umfassende Informationen darüber bietet, wie man sich Cannabis medizinisch verschreiben lässt. Die Webseite dient als Hilfe für Betroffene, die Antworten auf Fragen zur medizinischen Wirkung, zu den gesetzlichen Rahmenbedingungen und dem Verschreibungsprozess suchen.
Die vielen Anfragen, die MEDCAN erreichen, zeigen, wie dringend notwendig dieses Informationsangebot ist – sowohl für Patientinnen und Patienten als auch für Fachpersonen.
Unser Geburtstagswunsch
Zum 10. Geburtstag wünschen sich die Menschen von MEDCAN vor allem eines: dass man, wenn man auf Cannabis medizinisch angewiesen ist, nicht länger stigmatisiert wird. Es darf kein Tabu mehr sein, ein Medikament einzusetzen, das hilft – sei es, um Schmerzen zu lindern, besser zu schlafen oder die Lebensqualität zu verbessern.
Unser Ziel bleibt, dass alle Betroffenen ohne Hürden Zugang zur medizinischen Anwendung von Cannabis erhalten, dass ärztliche Verschreibungen von den Krankenkassen vergütet werden und niemand mehr Angst vor Diskriminierung oder rechtlichen Unsicherheiten haben muss – sei es im Alltag, im Strassenverkehr oder im Sozialversicherungsrecht.
Wir sind sehr stolz auf das, was wir in den letzten 10 Jahren gemeinsam erreicht haben. MEDCAN ist von Betroffenen für Betroffene entstanden, getragen von unermüdlicher, freiwilliger Arbeit und einem tiefen Verständnis dafür, wie wichtig Unterstützung und Anerkennung sind.
Es war nie einfach – doch wir haben Gesichter gezeigt, Geschichten erzählt und so unzähligen Menschen eine Stimme gegeben. Wir werden auch weiterhin kämpfen – für Akzeptanz, für Gerechtigkeit und dafür, dass Cannabis in der Medizin endlich die Normalität bekommt, die es verdient.