Ende August ist es am Universitätsspital Basel erstmals gelungen, einem Patienten eine am USB selbst im 3D-Drucker produzierte Schädelplatte einzusetzen. Damit ist das USB das erste Spital in Europa, das Implantate in-house planen, fertigen und implantieren kann, die europäischen Qualitätsstandards gerecht werden.
Beim Patienten handelt es sich um einen 46-jährigen Mann, der 2019 einen Schlaganfall erlitt. Die Schädeldecke, die zur Behandlung entfernt und wiedereingesetzt werden musste, begann sich nach einigen Monaten aufzulösen. Damit einher gingen starke Beschwerden und ein Einsinken des Schädels. Der Leiter der Neurochirurgie, Prof. Raphael Guzman arbeitete in der Folge eng mit dem Projekt 3D-Implantatdruck und dem Team von Prof. Florian Thieringer, Chefarzt der Mund-, Kiefer und Gesichtschirurgie zusammen. Dem Team gelang es, eine künstliche Schädeldecke zu fertigen, die genau auf den Patienten zugeschnitten ist, den gesetzlichen Vorgaben entspricht und im Operationssaal eingesetzt werden konnte.
Neben den Teams des Universitätsspitals Basel waren biomedizinische Ingenieure der Universität Basel (DBE) und des Instituts für Medizintechnik und Medizininformatik der Hochschule für Life Sciences (IM2) der FHNW sowie Zulassungsexperten der POC APP AG. Ziel war nämlich, nicht «nur» der eidgenössischen Medizinprodukteverordnung zu genügen, sondern auch die Standards der Medical Device Regulation (MDR) der Europäischen Union zu erfüllen.
Seit dem erfolgreichen Eingriff sind erst ein paar Wochen vergangen – der Patient sieht der Zukunft motiviert entgegen. Er wird von den Ärzten engmaschig begleitet. Die Vorteile der Produktion im Haus für das USB sind erheblich. Einerseits können die Zwischenergebnisse während des gesamten Prozesses direkt mit allen Beteiligten abgeglichen werden, andererseits gibt es deutlich weniger Materialverluste.
Langfristig möchte das Unispital auch komplexere Implantate beispielsweise für die Gesichtsrekonstruktion oder die Wirbelsäule, mittels 3D-Druck herstellen. «Das tolle Ergebnis bei unserem Patienten zeigt, dass sich die jahrelange Forschung gelohnt hat», sagt Prof. Florian Thieringer.PS