Bereits vor zwei Jahren zeigte eine Forschungsgruppe unter Leitung der Charité, dass die Kombinationstherapie mit den drei Wirkstoffen
- Elexacaftor,
- Tezacaftor und
- Ivacaftor
bei einem grossen Teil der Patienten mit Mukoviszidose wirksam ist, also Lungenfunktion und Lebensqualität spürbar verbessert.
Jetzt hat das Team um Prof. Dr. Marcus Mall erstmals untersucht, inwiefern diese Therapie auch langfristig, über mindestens zwölf Monate hinweg, hilft. Dafür haben die Forscher das Sputum genauer betrachtet. «Bei Patienten mit Mukoviszidose ist der Schleim in den Atemwegen sehr zäh, weil er zu wenig Wasser enthält und die Muzine, zu stark chemisch miteinander verklebt sind. Der daraus resultierende zähe Schleim verstopft die Atemwege, erschwert damit die Atmung und führt bei den Betroffenen zu einer chronischen bakteriellen Infektion und Entzündung der Lunge», erklärt Prof. Mall, Direktor der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie, Immunologie und Intensivmedizin und des Christiane Herzog Mukoviszidose-Zentrums der Charité.
Dreifachkombination auch langfristig wirksam
Die Wissenschaftler zeigen in der aktuellen Studie, dass die Dreifachtherapie mit Elexacaftor, Tezacaftor und Ivacaftor bei Patienten mit Mukoviszidose dafür sorgt, dass das Atemwegssekret weniger zäh ist und die Entzündung und die bakterielle Infektion in der Lunge abnehmen. «Und das über die gesamte Dauer der Studie von einem Jahr. Das ist deshalb so bedeutsam, weil frühere Medikationen wieder zu einem Anstieg der Bakterienlast in den Atemwegen geführt hatten», erläutert Dr. Simon Gräber, Co-Leiter der Studie. An dieser nahmen 79 Jugendliche und Erwachsene mit Mukoviszidose und einer chronischen Lungenerkrankung teil.
Erfolg für die Behandlung von Mukoviszidose, weitere Forschung wichtig
«Das ist ein toller Erfolg für die Behandlung der cystischen Fibrose», sagt Prof. Mall. «Gleichwohl können wir noch nicht von einer Normalisierung oder gar Heilung der Patienten sprechen. Chronische, über viele Jahre der Erkrankung entstandene Lungenveränderungen lassen sich leider nicht rückgängig machen.» Für Betroffene mit einer fortgeschrittenen Lungenerkrankung bleiben deshalb etablierte Behandlungsansätze mit Inhalationen von schleimlösenden Medikamenten und Antibiotika sowie Physiotherapie wichtig.
Therapie steht nicht für alle Patienten zur Verfügung
«Wir werden weiterhin intensiv daran forschen, wie Therapien, die Mukoviszidose über die krankheitsverursachenden molekularen Defekte angreifen – wie die jetzt untersuchte Dreifachmedikation – noch effektiver werden können. Hierzu gehört insbesondere ein früher Therapiebeginn im Kleinkindalter mit dem Ziel, chronische Lungenveränderungen möglichst zu verhindern», berichtet Prof. Mall.
«Ausserdem steht diese Therapie für rund zehn Prozent unserer Patienten aufgrund ihrer genetischen Voraussetzungen aktuell nicht zur Verfügung», ergänzt Dr. Gräber. «Daher forschen wir auch mit Hochdruck an neuen molekularen Therapieansätzen, um alle Menschen mit Mukoviszidose effektiv behandeln zu können.»
Zudem arbeiten die Wissenschaftler daran, die Fehlfunktion des Schleims bei Mukoviszidose besser zu verstehen und neue schleimlösende Wirkstoffe zu entwickeln. Davon könnten dann auch Patienten mit häufigen chronisch-entzündlichen Lungenerkrankungen wie Asthma oder COPD profitieren.PS