Home/Fallbericht: Aus Gastroenteritis wird lebensbedrohliche Enzephalitis
imageGerd Altmann auf Pixabay

Fallbericht: Aus Gastroenteritis wird lebensbedrohliche Enzephalitis

Zuerst als Gastroenteritis fehlgedeutet wurde schliesslich eine Herpes-Encephalitits diagnostiziert. Ein durchaus typischer Fall, der daran erinnert, dass man jederzeit auch seltene Erkrankungen in die Differenzialdiagnose einbeziehen muss.

RA16.9.20242"
Eine 53-jährige Patientin kam in die Notaufnahme mit Übelkeit und Erbrechen, was zunächst als Gastroenteritis diagnostiziert wurde. Einige Tage später verschlechterte sich ihr Zustand, sie konnte nichts bei sich behalten und litt an starken Kopfschmerzen sowie Wortfindungsstörungen. Vorerkrankungen liegen nicht vor, sie nimmt keine Medikamente. Erstaunlicherweie ist die Patientin zeitlich, örtlich, situativ und zur Person voll orientiert. Ihr Ehemann berichtete, dass sie zunehmend verwirrt wirkte. Bei der Untersuchung zeigte sie psychomotorische Verlangsamung und Apraxie, sowie eine reduzierte Sensibilität der rechten Körperhälfte. Vitalparameter waren bis auf eine Temperatur von 38,6 °C unauffällig.

Ein Schädel-CT zeigte keinen Befund, jedoch führte die Lumbalpunktion zu der Entdeckung erhöhter Zellzahlen, was auf eine Infektion hindeutete. Es wurde eine empirische Therapie mit Ceftriaxon und Aciclovir eingeleitet. Später bestätigte eine PCR auf HSV-1 die Diagnose einer Herpes-Enzephalitis, und das Ceftriaxon wurde abgesetzt. Ein MRT des Schädels zeigte ein linkstemporales Ödem.

Im Verlauf traten schwere Komplikationen auf. Die Patientin erlitt epileptische Anfälle und einen non-konvulsiven Status epilepticus, der zu einer Vigilanzminderung führte. Eine Aspirationspneumonie verschlimmerte ihren Zustand weiter, und sie musste intensivmedizinisch behandelt werden. Trotz der Therapie entwickelte sie eine Hemiparese auf der rechten Seite und blieb somnolent. Aufgrund der weiterhin bestehenden Einschränkungen wurde sie in eine neurologische Frührehabilitation verlegt.

Stichworte zur Herpes-Enzephailitis
  • Inzidenz von etwa 4 pro 1'000'000 Personen pro Jahr
  • Leitsymptome sind Fieber, Kopfschmerzen und Bewusstseinsstörungen
  • Weitere wichtige Symptome: epileptische Anfälle, fokale neurologische Ausfälle und Erbrechen
  • sensitivster Test zum Nachweis einer Herpes-Enzephalitis: HSV-PCR aus dem Liquor
  • rasche Therapie mit Aciclovir ist entscheidend
  • Mortalität ohne Therapie: 70 %, mit Therapie: 20 %
  • Risiko: sekundäre Autoimmun-Enzephalitis (ca. 30% der Patienten) mit Antikörpern gegen den NMDA-Rezeptor. Therapie in diesen Fällen: Steroide oder Immunglobuline i.v.

Quellen:
- Stahl JP, Mailles A. Herpes simplex virus encephalitis update. Curr Opin Infect Dis, 2019.
- Armangue T et al. Frequency, symptoms, risk factors, and outcomes of autoimmune encephalitis after herpes simplex encephalitis: a prospective observational study and retrospective analysis. Lancet Neuro, 2018.
- DocCheck News

Rosenbergstrasse 115
8212 Neuhausen am Rheinfall
Telefon: +41 52 675 51 74
info@docinside.ch
www.docinside.ch

Handelsregistereintrag
Firmenname: DOCINSIDE AG
UID: CHE-412.607.286

Über uns
Bankverbindung

Schaffhauser Kantonalbank
8200 Schaffhausen
IBAN: CH76 0078 2008 2797 0810 2

Mehrwertsteuer-Nummer
CHE-412.607.286

Kontakte

Dr. med. Adrian Müller
Betrieb und Inhalte
adrian.mueller@docinside.ch

Dr. med. Richard Altorfer
Inhalte und Redaktion
richard.altorfer@docinside.ch

Dr. med. Christine Mücke
Inhalte und Redaktion
christine.muecke@docinside.ch

Copyright © 2021 Alle Rechte vorbehalten.
Powered by Deep Impact / Spectra