«Dass viele Medikamente teilweise unbekannte Nebenwirkungen entfalten, sich nicht mit anderen Medikamenten vertragen und deren Abbau hemmen oder fördern, ist gerade in der Altersmedizin seit langem bekannt», schildert Prof. Wiedemann, Prof. für Uro-Geriatrie und Chefarzt der Urologie am Ev. Krankenhaus Witten die Ausgangslage des Projektes.
Oftmals schaukele sich die «Multimedikation», bei der Ältere 5, 10 oder 15 Medikamente gleichzeitig einnehmen müssten, zu einem gefährlichen Cocktail auf. Nicht selten seien solche Medikamentennebenwirkungen bei Blutverdünnern, Zuckermedikamenten oder Blutdruckpräparaten der Grund für eine Krankenhausaufnahme.
Nebenwirkungs-Score
Das Forscherteam hat medizinische Datenbanken durchsucht und die dort genannten Nebenwirkungen mit den aktuellsten Forschungsarbeiten abgeglichen. «Heraus kam eine Liste von 257 Medikamenten, die hier ein potentielles Risiko darstellen. Die haben wir 33 Experten vorgelegt und sie bewerten lassen, ob sie eine solche Nebenwirkung schon
- selten,
- manchmal
- oder häufig
erlebt haben», beschreibt Wiedemann das weitere Vorgehen. Es sind also zwei Listen mit Punktwerten (scores) entstanden, die jeder urologisch tätige Arzt nutzen kann.
Eingabe von Handelsnamen, Wirkstoffen oder Nebenwirkungen
In der App können Ärzte sowohl verschiedene Handelsnamen oder aber auch Wirkstoffe nachschlagen und sich deren Nebenwirkungen mit dem «Theorie-» und dem «Praxis-Punktwert» anzeigen lassen. Oder sie können die Nebenwirkungen eingeben und die App zeigt dann mögliche «Übeltäter» an.
Damit ist es möglich, bei der Neuverordnung eines Medikaments einzuschätzen, ob es bei den jeweils bekannten Risiken und Vorerkrankungen der Patienten zu Nebenwirkungen im Harntrakt kommen kann. Ausserdem kann man einen bestehenden Medikationsplan durchsehen und klären, ob eine Störung im Harntrakt medikamentös (mit-) verursacht ist.PS