Eine Krebserkrankung wird von Betroffenen und ihren Angehörigen häufig als sehr belastend wahrgenommen. Die Diagnose Krebs kann zu akuten Krisen führen, Ängste und das Gefühl von Hilflosigkeit auslösen. Auch die körperlichen Folgen der Behandlungen können als deutliche Einschränkung wahrgenommen werden.
Durch psychoonkologische Massnahmen soll die Lebensqualität der Patienten und ihrer Angehörigen erhalten oder erhöht werden. Die S3-Leitlinie gibt Empfehlungen für die psychoonkologische Versorgung basierend auf dem aktuellen Wissensstand.
Neue Themen im Bereich psychoonkologische Interventionen
Psychologische Interventionen sind nicht-medikamentöse Behandlungen, bei denen Experten wie Psychologen, Psychotherapeuten oder Sozialarbeiter mit den Patienten zusammenarbeiten. Für diesen Bereich wurden in die Leitlinie drei Kapitel neu aufgenommen:
- Psychoonkologische E-Health Interventionen,
- Spezifische psychoonkologische Interventionen in der
Palliativphase und
- Psychoonkologische Krisenintervention.
«Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung befinden sich in einer sehr speziellen Situation, da sie sich konkret mit ihrem Lebensende konfrontiert sehen. Im Update der Leitlinie geben wir nun erstmals gesonderte Empfehlungen für diese Betroffenen und ihre Angehörigen, damit sie die bestmögliche Versorgung erhalten und ihre Lebensqualität verbessert wird», sagt Professor Joachim Weis, Professor für Selbsthilfeforschung am Universitätsklinikum Freiburg, einer der Leitlinien-Koordinatoren.
«Auch E-Health-Angebote wie Gesundheits-Apps haben wir unter die Lupe genommen, weil sie in der Versorgungsrealität immer mehr ankommen – gerade in Regionen mit einer geringen Versorgungsdichte können diese eine gute Ergänzung darstellen.» Wichtig sei bei diesen Angeboten weiterhin eine persönliche Interaktion zwischen Therapeuten und Patienten, beispielsweise über Telefon oder Videokonferenzen.
Spezielle Empfehlungen für einzelne Zielgruppen
Je nach Tumordiagnose und Beeinträchtigungen, die sich aus der Behandlung ergeben oder der speziellen Lebenssituation, in der sich Betroffene befinden, werden in der Leitlinie spezifische Handlungsempfehlungen für die psychoonkologische Behandlung gegeben. Neu aufgenommen wurden in die Leitlinie Kapitel zu
- jungen, erwachsenen Krebspatienten (AYAs),
- geriatrischen Krebspatienten und
- Menschen, die mit einer Krebsdiagnose leben (Cancer Survivors).
«Bei jungen Krebspatienten ist das Thema Fertilitätserhalt und Familienplanung ein Thema, das wir im Blick behalten müssen. Bei Betroffenen, die älter als 65 Jahre sind, kommen zur Krebserkrankung häufig noch andere altersbedingte Beschwerden hinzu. In Kombination kann das zu verstärkten Ängsten und Depressionen führen», so Professorin Mehnert-Theuerkauf. «Solche spezifischen Besonderheiten führen wir in der Leitlinie auf, damit sie in der psychoonkologischen Versorgung nicht aus dem Blick verloren werden.»
Auch im Bereich Psychopharmakotherapie wurden zwei neue Themen ergänzt:
- Schlafstörungen und
- besondere Risiken zu Neben- und Wechselwirkungen von Psychopharmaka bei Krebspatienten.PS