Der hochsensitive Nachweis der leichten Kette der Neurofilamente (NfL) im Blut erlaubt Aussagen zur Schädigung von Nervenfasern. Bisher war die klinische Anwendung von NfL allerdings durch das Fehlen etablierter Referenzwerte für Kinder und Jugendliche eingeschränkt. Eine genaue Überwachung der neuroaxonalen Schädigung bei neurologischen und systemischen Erkrankungen ist aber sowohl für die Bevölkerung als auch für den einzelnen Patienten von entscheidender Bedeutung.
In der Kinder- und Jugendmedizin würden Instrumente, die neuroaxonale Schädigungen mit hoher Spezifität erfassen, die frühzeitige und genaue Erkennung von Erkrankungen, die mit kurz- und langfristigen neurologischen Behinderungen mit erheblichen sozioökonomischen Auswirkungen verbunden sind, erheblich erleichtern. Dies könnte auch klinische Studien beschleunigen, in denen die wachsende Zahl gezielter kausaler und krankheitsmodifizierender Behandlungen bewertet wird.
Umfangreiche Analysen der NfL-Konzentrationen im Serum
Unter der Leitung von Prof. Dr. Sven Wellmann, Chefarzt der Neonatologie, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Regensburg und Prof. Dr. Jens Kuhle, Leiter des MS Zentrums, Neurologie am Universitätsspital Basel, führte ein internationales Forscherteam mit Beteiligung aus Deutschland, der Schweiz und den Vereinigten Staaten umfassende Analysen der Serum-NfL-Konzentrationen bei mehr als 2500 gesunden Kindern und Jugendlichen durch.
Diese für die klinische Praxis bahnbrechende Studie liefert wesentliche Erkenntnisse für die korrekte Interpretation von NfL-Konzentrationen bei Kindern und Jugendlichen weltweit und ermöglicht ihre korrekte und individuelle Interpretation unabhängig von der starken Altersabhängigkeit dieses für Nerven spezifischen Strukturproteins. So können sehr sensitiv und genau Aussagen über aktuell ablaufende Schädigungen der Nerven gemacht werden.
Referenzwerte über alle Lebensjahre
Von der Geburt an sinken die NfL-Blutspiegel stetig ab, haben unabhängig vom Geschlecht bei etwa zehn Lebensjahren ihren Tiefpunkt und steigen dann ganz langsam bis zum jungen Erwachsenenalter wieder etwas an. Diese altersabhängige Dynamik bei Kindern und Jugendlichen ergänzt hervorragend die Beschreibungen im Erwachsenenalter derselben Forschungsgruppe, so dass jetzt erstmals Referenzwerte über alle Lebensjahre vorhanden sind.
Diese Forschungsresultate verbessern die Präzision der Beurteilung von Nervenschädigungen in der Kinder- und Jugendmedizin und können so in der klinischen Praxis oder in Studien zur Diagnostik und optimierten Behandlung dieser jungen Patienten beitragen. Die individuell anwendbaren Referenzbereiche werden zum besseren Verständnis und zur Verlaufsbeobachtung von neurologischen Erkrankungen im Kindesalter beitragen.PS