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Studie mit Kantonspolizei Bern zu Antikörpern und Schutz vor Corona-Infektionen

Forscher der Universität Bern haben bei Mitarbeitern der Kantonspolizei Bern über ein Jahr lang die Antikörperspiegel gegen Sars-CoV-2 und deren Einfluss auf Ansteckungen mit verschiedenen Varianten des Virus untersucht.

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Von 2021 bis 2022 nahmen rund 1000 Probanden der Kantonspolizei Bern (rund 35% aller Mitarbeiter) an einer Sars-CoV-2-Antikörperstudie des Instituts für Infektionskrankheiten (IFIK) der Universität Bern teil. Mit Hilfe der Interregionalen Blutspende SRK Bern wurden Polizisten im ganzen Kanton Blutproben entnommen. Über 16 Monate hinweg untersuchten die Forscher, wie sich die Menge an Antikörpern im Blut entwickelt und wie sich diese auf den Schutz vor Ansteckungen mit COVID-19 auswirkt.

Die Forscher um Prof. Dr. Parham Sendi vom Institut für Infektionskrankheiten (IFIK) untersuchten, welche Faktoren einen Einfluss auf die Antikörpermenge haben. Mittlerweile ist bekannt, dass diese über die Zeit und auch im Alter abnimmt.
  • Das Team stellte fest, dass auch bei dieser relativ jungen und gesunden Population der Kantonspolizei eine Assoziation zwischen steigendem Alter und abnehmender Antikörpermenge über die Zeit besteht, unabhängig davon, ob die Antikörper von einer Infektion oder einer Impfung stammten.
  • Des Weiteren konnten sie einen Zusammenhang zwischen Höhe der Antikörpermenge und Schutz vor Infektionen nachweisen, sprich: je höher die Antikörpermenge, desto besser der Schutz vor einer Infektion.
  • Die Resultate wiesen jedoch markante Unterschiede zwischen der Alpha- und Deltavariante und der Omikronvariante auf.
  • Zudem zeigte sich, dass Polizisten, die während der Pandemie stark exponiert waren, sich nicht häufiger ansteckten als die Allgemeinbevölkerung im vergleichbaren Alter.

Schweizweit einzigartige Untersuchung
Um herauszufinden, wie die Menge an Antikörpern – hervorgerufen entweder durch eine Infektion mit dem Virus oder durch eine Impfung oder beides – mit dem Schutz vor einer SARS-CoV-2-Infektion verbunden ist, wurden den Teilnehmern bis zu fünfmal Blut entnommen. Dies erlaubte es, nicht nur punktuelle Intervalle, sondern die Dynamik der Antikörper über den gesamten Zeitraum von 16 Monaten zu analysieren – also von der Alpha- und Deltawelle bis hin zur Omikronwelle, in der es bereits Auffrischimpfungen gab. Gleichzeitig wurde mittels Fragebogen und anderen Tests die Anzahl Infektionen verfolgt. Anhand der Ergebnisse aus den Blutproben wurden mathematische Modelle erstellt, um Wahrscheinlichkeiten von «Schutz gegen Infektion» zu berechnen, basierend auf der Höhe der Antikörperspiegel. So liess sich der direkte Zusammenhang zwischen Antikörpermenge im Blut mit Schutz vor Infektion untersuchen. «Diese Langzeit-Untersuchung der Entwicklung von Antikörpern in einer jungen und gesunden, aber stark exponierten Population – welche nicht im Gesundheitswesen arbeitet – ist in der Schweiz einzigartig», sagt der Studienleiter Parham Sendi. «Es ist wichtig, solche hochqualitativen inländische Daten zu analysieren, weil nicht alle Faktoren aus der ausländischen Forschung unkritisch für jedes Land übertragen werden können», fügt er hinzu.

Unterschiedlicher Schutz bei Virusvarianten
Während der Alpha- und Delta-Welle erhielten rund 90 Prozent der Studienteilnehmenden mindestens zwei Dosen einer COVID-19 Impfung. Die Forscher stellten fest, dass die Impfung während diesen Perioden sowohl gegen schwere Krankheitsverläufe als auch milde und asymptomatische Infektionen wirksam war. «Hier waren bereits sogenannte ‹normale› Antikörperwerte schützend», erklärt Sendi. Ab dem 21. Dezember 2021 dominierte in der Schweiz die Omikron-Variante, die durch Mutation einfacher übertragbar war. Hier zeigte sich, dass die COVID-19-Impfung oder eine durchgemachte Infektion zwar gegen schwere Krankheitsverläufe wirksam waren, nicht aber gegen Infektionen ohne Symptome oder mit milden Symptomen. Bei Personen, die bereits eine Infektion und eine Impfung hinter sich hatten (hybride Immunität), war das Risiko einer Infektion mit der Omikronvariante am geringsten. Gemäss dem mathematischen Modell waren sehr hohe Antikörperwerte notwendig, um auch gegen die Omikron-Variante geschützt zu sein. Solche hohen Werte wurden aber nur bei einem sehr kleinen Bruchteil der Studienteilnehmenden gefunden, und auch bei diesen sanken die Werte im Verlauf.

Wichtig für allfällige künftige Virusvarianten
«Bezogen auf die COVID-19-Impfung liefert unsere Studie ein weiteres Puzzle-Steinchen in der Erklärung, warum man trotz einer Boosterimpfung mit der Omikronvariante angesteckt werden konnte. Das bedeutet aber nicht, dass die Boosterimpfung nutzlos war, da sie – wie zahlreiche andere Studien gezeigt haben – zum Schutz vor schwerem, spitalbedürftigem Krankheitsverlauf besonders bei gefährdeten Personen beigetragen haben», erklärt Sendi. «Zudem zeigen die Resultate, dass es bei gesunden Personen nicht nötig ist, Antikörper zu bestimmen, für die einzelne Entscheidungsfindung, ob man sich impfen lassen soll oder nicht», fügt Sendi hinzu. Er empfiehlt – neben der individuellen Abwägung – sich an die Angaben der eidgenössischen Kommission für Impffragen zu halten. Schwere Krankheitsverläufe müsse man verhindern, besonders bei gefährdeten Personen.

Die Forscher sehen in den Ergebnissen die Bedeutung einer umfassenden Strategie zur Bekämpfung von COVID-19 bestätigt. Während einer Pandemie oder Infektionswelle ist es neben der Impfung zentral, auch andere Schutzmassnahmen wie das Tragen von Masken, das Einhalten von Abstandsregeln und regelmässiges Händewaschen weiterhin zu befolgen. Darüber hinaus ist es laut Sendi wichtig, die Entwicklung neuer Impfstoffe und Therapien voranzutreiben, um auf mögliche zukünftige Varianten des Virus vorbereitet zu sein.PS


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