Mediterrane Ernährung
- Viel Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte, eher wenig Fisch und Geflügel, und noch weniger «rotes» Fleisch – das sind die wichtigsten Kennzeichen der mediterranen Ernährung (ME).
- Typisch für diese Ernährungsweise ist zudem der häufige Verzehr von Nüssen und (Vollkorn-)Getreide und der weitgehende Verzicht auf tierische Fette wie Butter und auf weissen Zucker oder Glukose-Fruktose-Sirup.
«Mit leichten Variationen gelten diese Prinzipien in allen Ländern des Mittelmeerraumes», sagt Prof. Dr. med. Gernot Keysser, Sprecher der DGRh-Kommission Komplementäre Heilverfahren und Ernährung, die die aktuellen Empfehlungen erarbeitet hat. Es gilt als gesichert, dass die ME die Gefahr von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall, von Stoffwechselleiden wie Adipositas und Typ-2-Diabetes, sowie von Darmkrebs verringert.
Auch der Verlauf entzündlich-rheumatischer Erkrankungen scheint durch die ME positiv beeinflusst zu werden. Die wissenschaftlichen Veröffentlichungen hierzu beziehen sich allerdings nur auf wenige Krankheitstypen. So verbesserten sich die Symptome einer
- rheumatoiden Arthritis (RA) leicht, ebenso
- profitierten Patienten mit einer Psoriasis,
- einer Spondyloarthritis oder
- einem Systemischen Lupus Erythematodes (SLE) jeweils geringfügig von einer ME.
«Die Effekte sind nicht gross», räumt Keysser ein. Allerdings beträfen sie nicht nur objektiv messbare Parameter, sondern auch das subjektive Befinden der Patienten.
«Als flankierende Maßnahme zur antirheumatischen Basistherapie möchten wir die ME allen Rheuma-Betroffenen sehr ans Herz legen.»
Prof. Dr. med. Gernot Keyßer, Sprecher der DGRh-Kommission Komplementäre Heilverfahren und Ernährung
Dies umso mehr, als die Patienten auch von der bekannten Senkung des Herz-Kreislauf- und des Diabetes-Risikos profitieren.
Die Effekte einer ME werden hauptsächlich der Vermeidung tierischer Fette zugeschrieben, die entzündungsfördernde Bestandteile wie Arachidonsäure und gesättigte Fettsäuren enthalten, sowie der vermehrten Aufnahme entzündungshemmender Omega-3-Fettsäuren aus pflanzlichen Ölen, Fisch, Nüssen und Algen.
Antientzündliche Diäten, Fasten, Keto-Diät
«Diesem Muster folgen auch sogenannte antiinflammatorische Diäten», erläutert Keysser. Auch für solche Diäten sichtete die Kommission die verfügbare Evidenz, ebenso wie für Fastenkuren oder eine ketogene Diät. Die Zahl klinischer kontrollierter und randomisierter Studien in diesem Bereich sei noch immer überschaubar, so die Experten. Ausserdem sei ihre Aussagekraft oft durch eine kurze Beobachtungszeit oder eine geringe Teilnehmerzahl limitiert. Auch stammt ein grosser Teil der Studien aus den Jahren vor der Einführung der hochwirksamen Biologika in die Rheumatherapie, sodass ein möglicher Ernährungseffekt heute nur noch schwer abgeschätzt werden kann. Hier stützen sich die Empfehlungen der Kommission daher noch immer hauptsächlich auf positive Erfahrungen, die in der Klinik etwa mit dem Heilfasten gemacht werden, oder auf günstige Effekte, die in Studien zu anderen Erkrankungen beobachtet wurden.
Prinzipiell sollten Ernährungsumstellungen immer mit dem Arzt besprochen und bei Bedarf auch von geschultem Personal begleitet werden. «Nicht jede Ernährungsintervention ist für jeden Patienten gleichermassen geeignet», sagt Professor Dr. Christof Specker, Präsident der DGRh. So sollte etwa im akuten Rheumaschub oder bei Untergewicht nicht gefastet werden. Besonders wichtig ist Präsident und Kommission auch der Hinweis darauf, dass über die Ernährung letztlich nur unterstützende Effekte erzielt werden können. «Eine medikamentöse Therapie kann damit auf keinen Fall ersetzt werden.»PS
Weiterführende Informationen
Die ausführlichen Empfehlungen sind auf den Internetseiten der DGRh abrufbar: