Dank der technologischen Entwicklung lassen sich schon heute viele chirurgische Eingriffe fast lebensecht simulieren. Allerdings liegt der Fokus der praktischen Weiterbildung noch immer im Operationssaal. Der Nachteil dieser Ausbildungsform wurde während der Covid-19-Pandemie augenfällig: Die chirurgische Weiterbildung war während dieser Zeit in den meisten Spitälern weitgehend eingeschränkt oder gar nicht möglich.
«Wir wollen mit dem Projekt «PROFICIENCY» die Simulator-basierte Weiterbildung in der Chirurgie entscheidend vorantreiben», erklärt Prof. Dr. Bruno Schmied, Chefarzt Chirurgie am Kantonsspital St.Gallen und Leiter des Projekts. «Das innovative Weiterbildungsangebot – analog zur Aus- und Weiterbildung von Piloten auf Flugsimulatoren – wird die chirurgische Weiterbildung in der offenen und minimal-invasiven Chirurgie entscheidend verbessern und den angestrebten Paradigmenwechsel zu einem kompetenzorientierten und didaktisch hochwertigen Simulator-unterstützten Training initiieren». Die Schweizerische Agentur für Innovationsförderung des Bundes (Innosuisse) unterstützt das Projekt, das ein Gesamtvolumen von 12 Millionen Franken hat, über die nächsten vier Jahre mit insgesamt 6 Millionen Franken.
Das Projekt sieht in einem ersten entscheidenden Schritt die Entwicklung eines modular aufgebauten Curriculums vor, das mit den Anforderungen der chirurgischen Fachgesellschaften abgestimmt ist und auf eine digital zugängliche Lernplattform gestellt wird. Dieses standardisierte, evidenzbasierte und leistungsorientierte Schulungs- und Lernprogramm wird unter Anwendung neuester didaktischer Methoden vermittelt. Dabei ist dieses modular vermittelte Programm auf die individuellen Fähigkeiten der Chirurgen zugeschnitten und kann kontinuierlich verbessert werden.
Damit erlangt jeder Lernende die erwartete Kompetenz im selbst bestimmbaren Tempo. In einem zweiten grossen Schritt werden die in der Zwischenzeit weiterentwickelten Technologien zur Simulation unterschiedlicher chirurgischerSituationen mit der Lernplattform verbunden. Es entsteht ein Schulungs- und Lernprogramm-Netzwerk, bereit für die ersten Anwendungen. Mit zunehmender Anwendung verbessert sich das gesamte Schulungs- und Lernprogramm und es wird der evidenzbasierte Nachweis der individuellen Befähigung jeder und jedes Lernenden erbracht.
Am Projekt beteiligt sind neben dem Kantonsspital St.Gallen auch das
- Universitätsspital Lausanne,
- die Universität Zürich mit der Universitätsklinik Balgrist,
- die ETH Zürich und
- die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW)
sowie die Firmen
- VirtaMed AG,
- Microsoft Schweiz GmbH,
- ORamaVR S.A. und
- Atracsys LLC.
Das Projektteam wird laufend informieren, sobald wichtige Ergebnisse vorliegen.PS
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