«Schlucken ist so lebenswichtig wie Atmen. Dieser Vorgang kann besonders häufig bei älteren Patienten gestört sein, weil es sehr viele ursächliche Erkrankungen gibt, die auch die Sicherheit und die Effizienz des Schluckens beeinträchtigen können. Schluckstörungen können wir allerdings nicht von aussen beobachten – zudem berichten ältere Betroffene häufig auch nicht von ihrem Problem. Sie gewöhnen sich daran, dass sie sich ständig räuspern oder husten müssen oder dass sie gar ein, zwei Mal im Jahr mit einer Lungenentzündung im Krankenhaus landen», unterstreicht AG-Leiter Cornelius Werner die Problematik.
Mutmassliche Schluckstörungen: Bis zu 40 Prozent der über 80-Jährigen betroffen
Mit der fiberendoskopischen Schluckuntersuchung, kurz FEES, habe sich zwar ein endoskopisches Diagnose-Verfahren etabliert. Wenn man sich allerdings vor Augen führe, dass schätzungsweise 30 bis 40 Prozent der über 80-Jähigen mutmasslich Schluckstörungen haben, sei klar, dass nicht alle einer endoskopischen Untersuchung zugeführt werden können. «In der vorgelegten Vergleichsstudie konnte nun nachgewiesen werden, dass sich der DSTG-Wasserschlucktest sehr gut als Untersuchungsalternative eignet», erklärt Werner. Noch in diesem Jahr soll ein Lehrvideo die breitere Anwendung des lebenswichtigen Tools in der Geriatrie unterstützen.
Pragmatischer Test eignet sich für breite Anwendung
An der Studie nahmen 53 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 85 Jahren in fünf geriatrischen Kliniken in Deutschland teil. Nacheinander wurden sie sowohl mit dem DSTG als auch mit der FEES in zufälliger Reihenfolge und von verschiedenen Experten untersucht, die für die Ergebnisse der jeweils anderen Untersuchung blind waren. Dabei stellte sich heraus, dass das DSTG ein valides Instrument für das Screening der oropharyngealen Dysphagie, also Schluckstörungen im Mund-Rachen-Bereich, zu sein scheint. «Damit haben wir unsere Vermutung bestätigt, dass ein einfach durchzuführender Screening-Test auch bei geriatrischen Patienten valide Ergebnisse erzeugt. Diese neue Validierungsstudie erlaubt es also, das Screening-Tool guten Gewissens in der Breite einzusetzen», so Werner. Der Test sei kurz und sehr pragmatisch in wenigen Handgriffen durchführbar, auch durch das Pflegepersonal.
Lehrvideo soll Anwendung in der Praxis erleichtern
Nach der Veröffentlichung der Studienergebnissen geht es nun darum, das «Dysphagie-Screening-Tool Geriatrie» als Standardinstrumentarium der Geriater zu etablieren. «Obwohl der Test einfach durchzuführen ist und seit seiner Entwicklung vor drei Jahren in vielen Kliniken bereits angewendet wird, könnte die Anwendung noch häufiger sein. Schliesslich kann dieser einfache Test potenziell Leben retten! Deswegen werden wir zusätzlich noch in diesem Jahr ein unterstützendes Lehrvideo produzieren, das die breitere Anwendung des lebenswichtigen Tools in der Geriatrie unterstützen soll», erklärt Werner.PS